Das finstere Tal

Drama, Österreich/Deutschland 2014, 115 min

Kaum ein Ort lässt sich im Europa des 19. Jahrhunderts erdenken, an dem ein Fremder noch weniger willkommen wäre, als ein Dreidutzendseelen-Dorf in einem entlegenen Alpenhochtal. Die Kenntnis vom versteckten Tal-Zugang und eine Handvoll Goldmünzen ermöglichen einem Mann mit Namen Greider den Zutritt. Gehüllt in einen erdfarbenen Staubmantel, den breitkrempigen Hut auf dem Kopf und ein Packpferd hinter sich her ziehend, dringt er ein in das Dorf, in welchem Wohl und Wehe seit jeher vom alten Brenner-Bauern und seinen sechs Söhnen diktiert werden. Wer im Leben auch nur einen Western gesehen hat, schnalzt hier bereits genüsslich mit der Zunge, denn schließlich ist der Greider einzig wegen dieser üblen Kerle aus Amerika rübergekommen. Als Fotograf gibt er sich aus, besser als Daguerreotypist, und wird für die Dörfler noch geheimnisvoller. Genau der richtige Gast für die junge Luzi, die kurz vor ihrer Heirat mit dem Bauern Lukas steht und auf deren Hof der Greider Quartier bezieht. Ausgerechnet! Als der erste Schnee fällt und das Dorf vollkommen von der Außenwelt abschneidet, stirbt der jüngste Brenner-Sohn im Wald. Das Spiel beginnt… Am Anfang begeisterte die Romanvorlage von Thomas Willmann, einem bekennenden Sergio Leone Liebhaber, der gut daran tat, sämtliche Kaufangebote auszuschlagen und Andreas Prochaska als Regisseur zu bestimmen. Prochaska lernte sein Handwerk als Cutter unter Michael Haneke und bewies ein gutes Händchen, als er die Rolle des Amerika-Auswanderers mit Sam Riley besetzte. Dass dessen Kindheitstraum, einmal einen Cowboy zu spielen, gerade in den Tiroler Bergen bei minus 20 Grad Celsius in Erfüllung gehen und dabei dem Subgenre Schnee-Western einen neuen Anführer einbringen würde, hätte sich der Brite niemals träumen lassen. Aber genug der Romantik; der nächste Sohn vom Brenner-Bauern muss dran glauben, Luzis Hochzeit steht kurz bevor und der Greider besucht ein Grab…
alpa kino