Spieltrieb

Drama, Deutschland 2013, 101 min

Ada ist anders. Die Schülerin eines Privat-Gymnasiums ist hochbegabt und einsam. Wenn ihre Mitschülerinnen sich netzwerkgestützt umeinander scharen und eher Modetrends als Schulstoff pauken, setzt sich die 15-Jährige lieber mit scharfem Sarkasmus von der Masse ab und nimmt die Aufgaben ihres Philosophielehrers Höfi (Richy Müller) dankbar an. Er und der Sportlehrer Smutek (Maximilian Brückner) sind Adas einzige ebenbürtige Kontaktpersonen. Das ändert sich blitzartig mit dem Auftritt des neuen Mitschülers Alev, der, gleichsam gebildet und geheimnisvoll, im Handumdrehen zum neuen Mädchenschwarm der Klasse aufsteigt. Um so glücklicher darf sich Ada fühlen, als er ausgerechnet ihre Nähe sucht. Das seltsame Paar, sie kommt daher wie Nabokovs Lolita, er, mit Verlaub, eher wie ein minderjähriger Mephisto, wird im Folgenden einen ganz teuflischen Plan aushecken. Von seiner geliebten Spieltheorie besessen und Gefühlen gegenüber vollkommen hilflos, nutzt Alev eine zufällig entstehende Nähe zwischen Ada und Smutek, um dem Lehrer eine Falle zu stellen. Das Mädchen springt Smuteks Ehefrau bei deren Suizidversuch in einem Bergsee einfach hinterher, woraufhin Smutek die Unterkühlte mit einem wiederbelebenden Wannenbad versorgt. Was sich hier zwischen Lehrer und Schülerin anbahnen könnte, wird jedoch erst zur Gänze entfesselt durch Alevs krankhaften Einfall, den Mann Teil eines Lolita-Spiels werden zu lassen. Um ihn später ganz uneigennützig zu erpressen. Er möge mit Ada Sex haben, möge unter Druck geraten wegen der unvermeidlichen Videos und endlich ausbrechen aus seinem kleinbürgerlichen Gefängnis. Um zum Helden seiner eigenen Selbstbehauptung zu werden. Soweit das Ziel des Spieles, welches auch für Ada im Grunde nur Erniedrigungen bereit hält. Ihre sonst so geschärfte Wahrnehmung scheint gestört. Denn sie muss erst noch herausfinden, wen sie wirklich liebt. Auf die Verfilmung von Juli Zehs gleichnamigem „Besten europäischen Roman des Jahres“ darf man durchaus gespannt sein.
alpa kino