The Broken Circle

Drama/Komödie, Belgien/Niederlande 2013, 112 min

Von stehenden Ovationen und Publikumspreis zur Berlinale 2013 hatte man gelesen, irgendwo auch was von Taschentüchern, aber nun ist es zu spät. In dreißig Sekunden von null auf hundert; Leukämie lautet die Diagnose bei der siebenjährigen Maybelle, der Tochter von Didier und Elise. Und gleich in der ersten Szene ringen fassungslose Eltern sich das Versprechen ab, nicht noch mal in Gegenwart des Kindes zu weinen. Nein! Dieser Film ist nichts für junge Eltern, nichts für Romantiker, Verliebte, solche gar, die Musik mögen. Und nichts für die Bedauernswerten, die auch noch Songtexten Aufmerksamkeit schenken. Die Versuchsanordnung ist raffiniert. Beseelt von dem Wunsch, die traurigste und zugleich schönste Liebesgeschichte zu erzählen, die er sich ausdenken konnte, nutzte Autor und Hauptdarsteller Johan Heldenbergh seine ursächliche Inspirationsquelle auch zugleich als roten Faden; die Musik des amerikanischen Südens. Didier singt und spielt Banjo in einer Blugrass Band und haust auf einer runtergekommenen Farm irgendwo in Belgien. Dass die resolute Tätowiererin Elise (Veerle Baetens) einem attraktiven Kerl wie ihm hoffnungslos verfallen muss, erzählt Regisseur Felix van Groeningen derart glaubhaft, dass man ihr zu Hilfe eilen, sie von der Leinwand zerren möchte. Erstes Date, neues Tattoo oder Hochzeit - immer weiß man bereits, welche guten und schlechten Zeiten auf das Paar warten. Dank einer höchst intelligenten Rückblendencollage hält einen die Dramatik der rauschenden Liebesgeschichte zu jedem Zeitpunkt fest umkrallt. Der Tod von Maybelle verletzt Elise und Didier zutiefst, ihn macht er wütend und sie hinterlässt er hilflos. Sie streiten, fügen sich Schmerzen zu und rütteln an ihrem Glück. So mitreißend der Bluegrass war an den Geburtstagen, klagend der Spiritual bei der Beerdigung - jetzt marschieren sie durch finstere Täler und spielen die quälenden, die schönen Songs. Sie strecken die Hand aus bei »If I Needed You«, Halt suchend und einsam. Und man selbst sitzt im Kino und freut sich, dass man lebt.
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