Mein Weg nach Olympia

Dokumentation, Deutschland 2012, 86 min

Da wird dem Regisseur Niko von Glasow doch tatsächlich verboten, in Olympia Sport zu treiben: Er will mit Greg Boccia spielen, die beiden sind ganz allein auf dem weiten Feld unter der griechischen Sonne. Das Besondere an den beiden: Sie haben offensichtliche Einschränkungen. Greg sitzt im Rollstuhl, den er nicht selbst mit seinen Armen steuern kann, da er an einer spinalen Muskelatrophie leidet. Von Glasow (»Edelweißpiraten«, »Nobody’s Perfect«, »Alles wird gut«) ist contergangeschädigt und hat sehr kurze Arme. Er hasst Sport, bereits als Kind waren ihm Sporthallen zuwider, außerdem lehnt er die Idee der Paralympics ab. Wieso begleitet von Glasow in seinem Dokumentarfilm nun mehrere, faszinierende Sportler bis zu den Paralympischen Spielen in London?
Die Berlinerin Christiane Reppe schwimmt mit nur einem Bein, Aida aus Norwegen spielt Tischtennis mit Arm- und Beinprothesen, Matt ist ein Bogenschütze ohne Arme und das Team aus Ruanda spielt Volleyball im Sitzen. Greg schließlich ist Bocciaspieler von Weltrang - seine Wohnung ist voll mit Trophäen. Von Glasow lockt in Gesprächen und bei Beobachtungen aus ihnen heraus, was ihn interessiert: die Beziehung von Körper und Geist. Wie kommt es zu dieser enormen Konzentration, dem Willen und auch der Freude an der Schinderei durch Training und Wettkämpfe?
Die Sportler lassen uns teilhaben an ihrem Ehrgeiz und manchmal auch ihren Zweifeln - für nichtbehinderte Sportler normal, mit einer Behinderung eine weitaus größere Herausforderung. Wir sehen das Umfeld der Sportlerinnen und Sportler und wie sie durch ihre Familien und ihre Trainer unterstützt werden. Von Glasow ist - wie bereits in früheren Filmen - nicht der stille Regisseur im Hintergrund, sondern häufig vor der Kamera. Neben den rein dokumentarischen Aufnahmen legt er Wert auf die Ästhetik: Jeder Sportart seiner Protagonisten ist eine Sequenz in Zeitlupe gewidmet, mit Detailaufnahmen und passender Musik. Ganz offenbar hat der Regisseur selbst im Verlauf der Dreharbeiten die sportliche Betätigung zu schätzen gelernt. Selbst die Paralympics sieht er nicht mehr nur als „Feel-good-Show für die Nichtbehinderten“, wie er zuvor kritisierte. Er beginnt sogar selbst mitzumachen, mit Matt beim Schießen, mit Greg zum Boccia. Das Sportfeld in Olympia müssen er und Greg dennoch verlassen - der Wächter ist streng.

Buch: Niko von Glasow

Regie: Niko von Glasow

Darsteller: Niko von Glasow, Matt Stutzman, Greg Polychronidis, Christiane Reppe, Aida Husic Dahlen, Sitzvolleyball-Team Ruanda

Kamera: Hajo Schomerus

Bundesstart: 17.10.2013

Start in Dresden: 17.10.2013

FSK: o.A.