Das Wochenende

Drama, Deutschland 2013, 96 min

RAF-Mitglied Jens Kessler (Sebastian Koch) wird nach 18 Jahren Haft überraschend entlassen. Seine Schwester Tina (Barbara Auer) lädt Freunde zur Begrüßung ein. Inga (Katja Riemann), die ehemalige Geliebte von Jens und Mutter seines Sohnes, reist mit ihrem Mann an. Ein enger Freund des ehemaligen Terroristen stößt noch dazu. Als die Kinder Doro und Gregor eintreffen, gerät Tinas idyllisches Haus auf dem Land zum Schauplatz eines Treffens, das schnell eskaliert. Durch das Wiedersehen mit Jens steht Inga plötzlich zwischen zwei Männern. Ihr Mann Ulrich (Tobias Moretti), ein gesetzter Unternehmer und ihr Ex-Geliebter, der seine Taten zwar reflektiert, aber noch immer zu seinen Idealen steht, konkurrieren heftig miteinander. Sohn Gregor (herrlich aggressiv gespielt von Robert Gwisdek) attackiert seinen Vater und bevormundet die Mutter - er ist der dritte Eifersüchtige im Bunde. Die Tochter switcht unentschlossen zwischen Provokationslust und Harmoniebedürfnis. Katja Riemann als diejenige, um die sich alles dreht, gibt überzeugend eine Frau, deren sorgsam gefügtes Leben auf tönernen Füßen steht und allzu schnell zu bröckeln beginnt.
Der Linksterrorismus der 70er Jahre bleibt ein Dauerbrenner für Filmemacher. Allerdings nimmt Regisseurin Nina Grosse die lose an das Schicksal von Christian Klar angelehnte Auseinandersetzung mit der RAF nach dem Buch von Bernhard Schlink als Aufhänger für eine allgemeingültigere Geschichte um Schuld und Vergebung. Sie stellt die Geschichtsbewältigung hinten an und legt den Focus auf die Beziehungs- und Generationskonflikte ihrer Figuren. Vor dem flachen Himmel der mecklenburgischen Landschaft entfaltet sie ein sehr deutsches Melodram. »Das Wochenende« ist ein unterkühlt wirkender Film mit gut verstecktem Sprengstoffpotential, der sich wohltuend von seiner biederen Vorlage abhebt.
Grit Dora

Buch: Nina Grosse

Regie: Nina Grosse

Darsteller: Katja Riemann, Sebastian Koch, Tobias Moretti, Barbara Auer, Sylvester Groth, Robert Gwisdek, Elisa Schlott

Kamera: Benedict Neuenfels

Musik: Stefan Will

Bundesstart: 11.04.2013

Start in Dresden: 11.04.2013

FSK: ab 12 Jahren