To Rome With Love

Komödie, Italien/Spanien/USA 2012, 112 min

Wie wir inzwischen wissen, arbeitet sich Woody Allen seit einigen Jahren an europäischen Metropolen ab und seziert dabei ihre Klischees. »Midnight in Paris« spielt amüsant mit der Idee einer „idealen“ Zeit, in der man lieber gelebt hätte als der heutigen und integriert sogar Zeitreisen, ohne albern zu werden. »Vicky Cristina Barcelona« zeigt katalanische Lebensart, lautstark auf Spanisch streitende Protagonisten und eine Ménage à quatre. Nun also Rom, voll alter Steine, Geschichte und dieser speziellen italienischen Atmosphäre. Wer vernimmt, dass Roberto Benigni eine Rolle hat, denkt womöglich an Jarmuschs »Night on Earth«, in dem Benigni einen Taxifahrer spielt, der einem katholischen Priester eine recht heikle Geschichte beichtet - umwerfend und sehr respektlos.
Doch nun leider - Enttäuschung. Die einzig gute Nachricht: Allen spielt mal wieder selbst mit, als Vater einer US-Amerikanerin, die sich mit einem Römer verheiraten will. Er darf sich erfolgreich über das Oberhaupt der italienischen Familie lustig machen, denn der ist Bestatter. Aber was ist mit Benigni passiert? Er spielt einen ganz durchschnittlichen Mann, der Morgens zur Arbeit geht. Da stürzen Journalisten auf ihn zu, wollen wissen, was er gefrühstückt hat und wie er seinen Kaffee trinkt. Da sitzt er plötzlich in den abendlichen Hauptnachrichten. Und - am Erstaunlichsten - ist plötzlich von den schönsten Frauen umgeben. Ganz moralinsauer lernen wir dann auch, wie es ist, wenn von jetzt auf gleich ein anderer Durchschnittsmensch der neue Begehrte und das Interesse der Medien verschwunden ist.
Die anderen Episoden sind ähnlich belanglos: Ein prüdes Pärchen macht tolle Erfahrungen mit anderen: Er trifft eine nette Prostituierte, Sie erst einen berühmten Schauspieler (der ihr schmeichelt, aber am Ende eine arme Wurst ist) und dann einen attraktiven Dieb. Das junge amerikanische Pärchen, das in Rom (im idyllischen Viertel Trastevere natürlich) lebt und studiert, hat ebenfalls ein Nebenbuhler-Problem. Warum ein älterer, weiser Begleiter benötigt wird, der alles durchschaut und kommentiert, ist unklar, denn die Geschehnisse sind mehr als vorhersehbar.
Das alles wird von einer „stimmungsvollen“ Musik untermalt oder besser überlagert, die nicht mehr als ironischer Kommentar bezeichnet werden kann - sie kommt ohne jeden Bruch daher und scheint ernst gemeint. Die Rezensentin empfiehlt: Einen alten Woody Allen-Film aus der Phase IV entleihen und einen richtig lustigen Abend haben.
Petra Wille
Petra Wille