TRAILER

17 Mädchen

Drama/Komödie, Frankreich/Belgien 2011, 90 min

„Wie willst du für ein Kind sorgen? Sogar die Goldfische sind tot!“ Eine wütende Mutter predigt ihrer 16-jährigen schwangeren Tochter. Die ist nach dem ersten Schock - Schwangerschaftstest positiv! - ganz ruhig und selbstbewusst und beschließt einfach, dass mit einem Kind alles besser werde. Ihre eigene Mutter sieht sie selten, die ist überarbeitet und ein Vater ist nicht mehr da. Camille fühlt sich ungeliebt und vernachlässigt und sieht im Mutterdasein die Chance, das zu ändern. Als sie ihren Freundinnen davon erzählt, wirkt die naive Idee ansteckend und nach und nach werden weitere 16 Mädchen der gleichen Schule schwanger. Eltern sind aufgebracht, Lehrer ratlos („vielleicht sind es politische Gründe?“) und der Direktor weist die Schuld von sich - keiner versteht, was da vor sich geht. Außer den Mädchen selbst natürlich. Sie planen gemeinsames Wohnen, kollektive Kinderbetreuung und sehen ein schönes Leben vor sich: endlich ohne Gängelung durch die Eltern! Denen werfen sie ein „Ihr lebt beschissen und merkt es nicht mal!“ hin.
»17 Mädchen« der französischen Regisseurinnen Delphine und Muriel Coulin schaut den jungen Frauen zu, ganz entspannt fängt die Kamera die Blicke und Körper der Pubertierenden ein, das Zusammenhocken und aufgeregte Pläneschmieden genauso wie nachdenkliche Momente alleine im bunt dekorierten Kinderzimmer. Jede hat ihre eigene Geschichte, aber sie sind ganz stark miteinander verbunden in dem Gefühl, die Welt verändern zu können, dass es mitreißt. Auch wenn die jugendliche Realitätsferne dem erwachsenen Publikum fast in jedem Satz entgegen schlägt, ist die Entschlossenheit der Mädchen, allen voran der starken Camille, faszinierend. Leicht schwebend und ein bisschen entrückt entwickelt sich die Geschichte immer weiter, so dass man sich fragt, wie das ausgehen kann - Grundlage für die Handlung ist eine wahre Geschichte aus dem ländlichen Massachusetts. Das Ende des Films bringt für eine der Schülerinnen einen Schicksalsschlag und führt die anderen dann doch in die schnöde Realität, der sie eigentlich entfliehen wollten: ein Film über jugendliche Ideale und ihr Scheitern am rauen Alltag, aber ganz ohne Moral inszeniert.
Petra Wille
Petra Wille