Türkisch für Anfänger

Komödie, Deutschland/USA 2012, 101 min

Die Familien Schneider und Öztürk sehen sich das erste Mal, als ihre Autos nebeneinander an einer Ampel stehen und finden sich reichlich unsympathisch. Häh? Wieso kennen die sich denn nicht? Nach inzwischen drei Staffeln in der ARD mit schamanischen Hochzeitsritualen, Schwangerschaften und viel Streit inklusive anschließender Versöhnung zwischen Mitgliedern der deutschen und der türkischen Familie ist der Anfang des Kinofilms »Türkisch für Anfänger« für Fans etwas gewöhnungsbedürftig. Im Medienmacher-Sprech heißt es dazu, die Serie sei „auserzählt“ gewesen und daher ein „Reboot“ die einzige Möglichkeit, einen guten Kinofilm aus dem Stoff zu machen - und nebenbei auch alle Nicht-Kenner des TV-Formates mitzunehmen.
Also sind alle Vorurteile zwischen Doris und Metin oder Lena und Cem ganz frisch, alle Nicklichkeiten können noch ausgetauscht werden und für den bekannten Humor der viel gelobten Serie ist ausreichend Platz. Regisseur ist Bora Dagtekin, der hier sein Debüt gibt. Aber mit den Schneiders und Öztürks ist er bestens vertraut, denn er schrieb bereits die Drehbücher zur Serie (auch »Doctor’s Diary« stammt übrigens aus seiner Feder).
Und worum geht es nun? Das heimatliche Berlin wird von den Protagonisten bereits in den ersten Filmminuten verlassen, Richtung Thailand. Lena hat gerade das Abi bestanden und ihre feierlustige Mutter Doris will mit ihr eine gute Zeit unter Palmen verbringen. Lena will eigentlich nur lesen. Alles kommt aber - natürlich - ganz anders, denn nach einer Notwasserung findet sich Lena mit Cem, seiner streng muslimischen Schwester Yagmur und dem Griechen Costa auf einer - vermeintlich - einsamen Insel. Cem kommentiert die Situation „Fuck. Da stürzt man einmal auf einer einsamen Insel ab. Und keine geile Frau dabei.“ Lena beschreibt ihre Gesellschaft so: „Ein völlig desozialisierter Macho. Der andere stottert. IQ eventuell nicht messbar. Das Mädchen vollkommen irre.“ - Der Überlebenskampf wird folglich vor allem verbal ausgetragen, aber es gibt auch lebendige und giftige Herausforderungen…
Natürlich wird am Ende alles gut: Cem und Lena verlieben sich. Auch zwischen den Eltern Doris und Metin funkt es, die haben sich unterdessen in einer Hotelanlage kennen gelernt und versuchen den Verbleib ihrer Kinder zu klären. Drehbuchautor und Regisseur Dagtekin schafft es erneut, völlig überzeichneten Charakteren herrliche Dialoge zu geben, die weitgehend politisch unkorrekt sind, aber dennoch nie zur Klamotte geraten. Und das tropische Setting mit Palmen und Eingeborenen ist auch noch für eine Reihe von Gags gut.
Petra Wille
Petra Wille