Nicht ganz koscher

Dokumentation, Deutschland 2011, 92 min

Will der jüdische Mensch „koscher“ sein, so muss er sich nicht nur mit den Regeln des religiösen Alltags, sondern auch des richtigen Verhaltens, Denkens und Redens auseinander setzen. „Koscher“ bedeutet aus dem Hebräischen übersetzt in etwa: „als richtig geprüft“ oder „bestätigt“. Der jüdische Mensch unterzieht sich permanent dieser Qualitätsprüfung. Was aber, wenn nicht klar ist, ob man jüdisch ist oder nicht? Sind es die jüdischen Wurzeln, die zum koscheren Leben führen oder die Befolgung der 613 Gebote der Thora?
Die Vorfahren der Regisseurin Ruth Olshan zogen, wie viele andere Familien im letzten Jahrhundert, ihre Spuren kreuz und quer durch Europa und wechselten dabei mehrfach die Religion: jüdisch, christlich, jüdisch, christlich. Ihre Urgroßmutter trat aus Angst vor Pogromen zum Katholizismus über und flüchtete aus Litauen, die Oma lebt ihr ganzes Leben als Katholikin, die Mutter heiratet einen Juden und emmigriert mit ihm nach Israel. Sie selbst wird von ihrer Oma vor der Immigration nach Deutschland heimlich getauft, besucht den jüdischen Kindergarten und die katholische Schule, isst bei ihrer Oma zum Shabbat „Chala“, den traditionellen Hefezopf, und singt im Advent Weihnachtslieder. Um dieses Identitätswirrwarr zu lösen, befragt sie ihre eigene Mutter, Rabbiner, Gelehrte und jüdische Familien, nach der Einhaltung der jüdischen Lebensregeln und nach der eigenen jüdischen Herkunft. Dabei blättert sie auf sehr persönliche Weise eine dunkle Zeit der europäischen Geschichte auf und steht letztlich der Frage gegenüber, ob jüdische Herkunft nach Pogromen und Weltkriegen beweisbar sein kann.
Die filmische Vernetzung zwischen biografischer Nachforschung einerseits und der Suche nach dem religiösen Leben andererseits pendelt zwischen tragischen und komischen Momenten hin und her. Der alles verbindende rote Faden ist die Frage nach dem koscheren Sein, diese Frage zu beantworten ist jedoch schwieriger als gedacht…

Buch: Ruth Olshan

Regie: Ruth Olshan

Kamera: Dietmar Ratsch

Produktion: Indi Film, Atmosfilm, SWR, Arte

Bundesstart: 01.09.2011

Start in Dresden: 01.09.2011

FSK: o.A.