Die drei Musketiere

Abenteuer, Deutschland/Frankreich/Großbritannien/USA 2011, 111 min

„Die Drei Muskeltiere“ sind, glaub ich, das größte Franchiseunternehmen seit der Erfindung der Filmspule. Seit 1921 gab es allein 22 Realfilme, sieben Trickfilme und sieben TV-Serien. Davon ein paar gute, ein paar weniger brausige, teils ernst oder auch sehr lustig. Mit einer Muskete haben die drei Teilnehmer in all den Filmen eher weniger zu tun gehabt, obwohl es eigentlich ihrem Berufsprofil entsprochen hätte, als ständig Wilkinsonlike die Klingen zu kreuzen. Mit Paul W.S. Andersons (»Resident Evil«) Version haben wir nun eine Adaption, die etwas gehörig über die Stränge schlägt, da wohl ein paar europäische Rechner nicht ausgelastet schienen… oder was? Mit der eigentlichen Romanvorlage von Alexander Dumas hat es dann nicht mehr allzu viel an der Degenspitze. Zwar sind neben den titelgebenden Drei und Daddanjong noch die uns bekannten Protagonisten wie Kardinal Richelieu (Christoph Waltz) und Lady de Winter (Milla Jovovich) am Start. Aber außer dass es irgendwie um die Verhinderung eines Krieges zwischen Fronkreisch und Ingländ geht, dient der mit Spezialeffekten zugewurstete Film lediglich als Vehikel Selbiger. Das ganze wird dann als zeitgemäßer Anstrich zu Markte getragen. Eigentlich hätte der Film auch getrost ein eigenständiger Steampunk-Fantasy-Thriller a´la „Die drei Musketiere meets Jules Verne“ sein können, aber Alexander Dumas Steilvorlage als Überschrift garantiert dann doch noch immer für ein ungestraft höheres Interesse als ein purer Mantel- und Degenfilm in zarter Eigenhaut. So also müssen wir ziemlich und völlig losgelöst von jeglichem Augenzwinkern wilde Kämpfe im Ninja- und Matrixstyle ertragen sowie fliegende Heißluftfregatten mit acht Segeln und fünfzig Kanonen, dessen Auftriebskörper aussehen, als wären sie einer bayrischen Schnürwurstbude entflohen. Zwischen all dem Gedöns müssen wir auch noch eine bungeeseilspringende Lady de Winter erdulden sowie die zeitgemäße Einführung des Flammenwerfers am französischen Hof. Kann man machen, muss man aber nicht! Vor allem, wenn man nichts zu sagen hat, wird der unkontrollierte Einsatz filmischer Ungereimtheiten zum leicht durchschaubaren Deckmäntelchen der Phantasielosigkeit. So, ihr Banausen, nachdem ich zehn Stunden auf meinem gammligen Redaktionsdrehsessel aus den 70ern geklebt habe und mich ziemlich eingeschwitzt habe, kratz ich mir nun dreizehn mal am König Luis, mach mir nen dicken Toast mit Buckingham und knall mir noch´n paar Flaschen Chandon auf´m Balkon ind´n Kopp!
Ray van Zeschau (Hilfe mein Degen klemmt)