Der Freischütz

Drama/Oper, Deutschland/Schweiz 2010, 142 min

Im Originallibretto heißt die bekannte Oper noch „Die Jägersbraut“. Dieser Titel wurde von Weber lange verwendet und erst ein damaliger „Kulturpolitiker“ soll kurz vor der Erstaufführung 1821 den Namen „Freischütz“ eingeführt haben. Denkbar ist das schon, vielleicht war es Weber aber auch ganz Recht, dass sein Werk als „erste deutsche Nationaloper“ bezeichnet und entsprechend vereinnahmt wurde und da passte »Der Freischütz« einfach besser.
Die Geschichte sollte hinlänglich bekannt sein: Die Jägerburschen Kaspar und Max lassen sich mit dem Teufel ein, um des Nächtens in der Wolfsschlucht „Freikugeln“ zu gießen. Max wird eher von der Not getrieben - er hat gerade beim Schützenfest verloren und muss am folgenden Tag, die Tradition will es so, seinen „Probeschuss“ abgeben, um seine geliebte Agathe heiraten zu können. Womit er nicht rechnen kann, sind Kaspars und des Teufels Hinterlist, denn die wollen als Preis für die immer treffenden Kugeln ein Menschenopfer - Agathe!
Hollywoodreif ist dafür das Happy End - nicht Agathe muss sterben, sondern - dank göttlicher Hilfe - Kaspar. Insofern ist dem Regisseur Jens Neubert nur beizupflichten, wenn er meint, dass sich diese Oper ganz besonders als Filmstoff eignete. Auch brauchte am Inhalt nicht viel geändert zu werden. Dass sich das Team gestattete, die Handlung vom Ende des 30-jährigen Krieges, wie es bei Weber ursprünglich hieß, auf den Beginn des 19. Jahrhunderts zu verlegen, sei ihnen verziehen. Die „kleine“ Verschiebung um ca. 150 Jahre wird wohl nur der studierte Historiker bemerken. Historisch und zugleich mystisch und phantastisch bleibt die Geschichte allemal.
Absolut neu dagegen ist, dass hier keine Opernverfilmung, auch kein Opernfilm entstanden ist, sondern eine Filmoper. So beweisen gestandene Opernsänger und -sängerinnen wie René Pape, Olaf Bähr und Regula Mühlemann ihr schauspielerisches Talent, und von der Kamera bis zum Schnitt hatte sich alles der musikalischen Struktur unterzuordnen. Erklärtes Ziel war es sozusagen einen „3D“-Film für die Ohren zu schaffen. Mit Drehorten in und um Dresden wählte man dafür genau die Gegend, wo Weber sein Werk zwischen 1817 und 1820 schuf. Über 600 Komparsen aus der Region, darunter mehrere Chöre, die das Stück z.T. aus dem Stehgreif beherrschten, wirkten dabei mit. Sie erhielten professionelle Unterstützung z.B. vom London Symphony Orchestra; die endgültige musikalische Fassung entstand in den berühmten Londoner Abbey Road Studios.