Georgia

Drama, USA/Frankreich 1995, 117 min

Wenn die zerzauste und vom Drogenkonsum gezeichnete Sadie ihren Tag mit einem Schluck Wodka beginnt, dann glauben wir ihr aufs Wort, dass sie alles geben würde, ihr eigenes Leben gegen ein anderes einzutauschen. Seit sie den Kinderschuhen entwachsen war, ging es mit Sadie bergab, während ihre Schwester Georgia (Mare Winningham) eine steile Bühnenkarriere begann. Natürlich will sie so sein wie die Schwester. Sie sehnt sich nach einer Familie und nach Georgias Erfolg als Sängerin. Seit Jahren schleppt sie an dieser Last und versucht ihr Glück in Drogen zu finden, woraufhin alle Freunde und Verwandten sie meiden, wenn es nur irgend geht.
Je länger der Film die beiden ungleichen Schwestern porträtiert, desto sehnlicher wünschen wir uns, Sadies Wunschträume mögen nie in Erfüllung gehen. Zu unerfreulich wäre für Sadie der Verlust jeglichen Charakters, wäre sie so austauschbar und glatt wie ihre Schwester. Je besser wir Sadie & Georgia kennenlernen, desto fragwürdiger scheint uns auch die Wahl des Filmtitels. Denn all unsere Aufmerksamkeit gilt immer wieder Jennifer Jason Leigh und ihrer leidenschaftlich erfolglosen Sadie, deren verzweifeltes Ringen um Anerkennung in Take Me Back gipfelt; Sadie singt sich auf der Bühne die Seele, all ihre Schmerzen und Träume aus dem Leib. Hier verschmelzen Darstellerin und Rolle, denn ein kommerzieller Erfolg blieb J. J. Leigh bislang ebenfalls versagt. Doch wer sie je hat spielen sehen, wird sich an ihre Figuren erinnern. Alle waren gezeichnet mit einer unbezwingbaren Kraft; ihre Blondie in Robert Altmans Kansas City, die Selena St. George im Familiendrama Dolores oder die Dorothy Parker in Alan Rudolphs Mrs. Parker und ihr lasterhafter Kreis. Unvergessen natürlich auch die wundervolle Short Cuts - Episode, in der sich Lois gleichzeitig um die vollen Windeln ihres Babys und die perversen Wünsche eines Telefonsexkunden kümmert.

Buch: Barbara Turner

Regie: Ulu Grosbard

Darsteller: Jennifer Jason Leigh, Mare Winningham, Ted Levine, Max Perlich, John Doe, John C. Reilly, Jimmy Witherspoon

Kamera: Jan Kiesser

Produktion: Ulu Grosbard, Barbara Turner, Jennifer Jason Leigh

Bundesstart: 19.09.1999

Start in Dresden: 19.09.1999

FSK: ab 12 Jahren