La nana - Die Perle

Drama, Chile/Mexiko 2009, 96 min

„Sie gehört mehr oder weniger zur Familie“ lautet das Motto dieses Porträts über eine chilenische Haushälterin, die nach Jahrzehnten zum ersten Mal ihrem Alltag entflieht. Sebastián Silvas Charakterstudie wurde im vergangenen Jahr auf dem Sundance Festival als bester Film ausgezeichnet.
Seit 23 Jahren arbeitet die Haushälterin Raquel im Dienst der Familie Valdes. Ausgestattet mit gewissen Privilegien, fühlt sie sich eigentlich ganz wohl im Glauben, zur Familie zu gehören. So sind ihre einzigen Kontakte zur Außenwelt kurze Telefonate mit ihrer Mutter. Doch der große Haushalt und die zunehmenden Auseinandersetzungen mit der ältesten Tochter Camila bringen Raquel an den Rand ihrer Kräfte. Um sie zu entlasten, stellt die Familie ein zusätzliches Hausmädchen ein. Raquel fühlt sich verdrängt und beginnt, die neuen Angestellten zu sabotieren, während sie sich andererseits zunehmend an ihre vermeintlich einzige Familie festklammert. Nur dem neuen, unkomplizierten Dienstmädchen Lucy gelingt es auf charmante Art und Weise, zu Raquel eine Beziehung aufzubauen.
In seinem bemerkenswerten zweiten Spielfilm erörtert der junge chilenische Regisseur Sebastian Silva ebenso scharfsinnig wie unvoreingenommen die in Lateinamerika weit verbreitete aristokratische Tradition von Leibeigenschaft. »La nana« widmet sich diesem komplexen Verhältnis und weiht seine Zuschauer in die Beziehung einer wohlmeinenden Familie und deren Dienstmagd ein - wie liebenswert auch immer das Wort gebraucht wird. Silva führt seine Handkamera wie ein Vergrößerungsglas und enthüllt damit Raquels Zerbrechlichkeit und Abhängigkeit - und die sozialen und persönlichen Konflikte, mit denen Raquel in ihrer verbissenen und doch liebenswürdigen Art zu kämpfen hat.