Susos Turm

Komödie, Spanien 2007, 95 min

Betrachtet man seine vertraute Welt von oben und noch dazu durch die Augen eines verloren gegangenen Freundes, dann müsste man schon ganz schön hoffnungslos in den beleibten Vierzigern versackt sein, wenn man die Gelegenheit nicht beim Schopfe packte, um seinem Leben noch mal eine Kurskorrektur zu verpassen. Cundo (Javier Cámara, der seit »Sprich mit ihr« wahrlich etwas zugelegt hat) braucht allerdings eine Weile, ehe er diese Gelegenheit als solche erkennt. Sein eigentlicher Plan war viel einfacher. Er besucht kurz sein Heimatdorf, weil sein bester Freund Suso begraben wird, sagt bei den Eltern -hoppla, hier bin ich- und legt sich für die Zeit eine passende Geschichte zurecht. Diese handelt vom erfolgreichen Pizzeriakettenbetreiber im fernen Argentinien, der mit seinen alten Kumpels nach der Beerdigung noch eine fröhliche Sause macht. Und dann nichts wie fort aus der trostlosen Gegend, wo die Männer nach der Arbeit im Kohlerevier nur noch in Kneipe und Bordell einfahren. Wo der stille Fernando ihm sein Leid klagt von der nichtvollziehbaren Ehe mit Rosa und wo der grobschlächtige Mote immer wieder für Unruhe am Stammtisch sorgt, wenn er Pablo freudestrahlend davon berichtet, dass er wieder mit dessen Freundin im Bett war. Sie verdient ihr Geld als Prostituierte. Den hingeschiedenen Suso und dessen fixe Idee vom Aussichtsturm kannte sie auch. Genau der richtige Gesprächsstoff für eine Handvoll angetrunkener Taugenichtse. Susos Turm. Den der noch bauen wollte, damit jeder hier im Dorf einmal Gelegenheit hätte, hinaufzuklettern und einen Blick auf sein ganz persönliches Jammertal zu werfen. Aus Cundos eigentlichem Vorhaben, seiner fortgesetzten Flucht, entwickelt sich vor Ort ein beziehungsreicher Bauplan, welchem die zurechtgelegte Lebenslüge bald nicht mehr standhält. Dafür sorgt schon allein Marta, die mühelos hinter Cundos Fassade blickt, die ihm auf Schritt und Tritt begegnet und einfach nicht vergessen kann, wie er ihr vor Jahren die Unschuld raubte. Mit einem Lächeln erklärt sie ihm, der eigentlich nicht mehr weiter weiß, an welcher Stelle er noch mal neu beginnen muss.

Buch: Tom Fernández

Regie: Tom Fernández

Darsteller: Javier Cámara, Fanny Gautier, Cesar Vea, Mariana Cordero, Emilio Gutiérrez Caba

Kamera: Carlos Suárez

Musik: Javier Tejedor

Produktion: Mediapro, Jaume Roures

Bundesstart: 17.09.2009

Start in Dresden: 15.10.2009