Memelland

Dokumentation, Deutschland 2008, 90 min

Bis zum Ersten Weltkrieg gehörte das Gebiet beiderseits des Flusses Memel zu Deutschland, man nannte es das Memelland. Für seinen Film »Memelland« besuchte Volker Koepp das litauische Ufer des Stroms und sprach mit den Menschen, die heute dort leben.
Früher wurde das Memelland auch „Preußisch-Litauen“ genannt. Es war der östlichste Landstrich des Staates Preußen und des Deutschen Reiches. Nach dem Ersten Weltkrieg fiel das Gebiet nordöstlich der Memel an Litauen, nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es Teil der litauischen Sowjetrepublik, heute gehört es zum unabhängigen Staat Litauen. Das andere Ufer des Stroms ist heute Teil der russischen Exklave Königsberg.
Im Memelland der Gegenwart leben Menschen wie die BWL-Studentin Viktorija, die von der landschaftlichen Schönheit des Memeldeltas schwärmt. Nur wenige Deutsche sind nach dem Krieg im Memelland geblieben. Zu ihnen gehören die Schwestern Edith, Erna und Berta, die gegen Kriegsende ihre Papiere verloren hatten und daher nicht ausreisen konnten. Sie haben keine Kontakte nach Deutschland mehr und sprechen untereinander meist litauisch, können aber auch in breitem ostpreußischen Dialekt reden. Die drei Frauen haben ihr Arbeitsleben in einer sowjetischen Kolchose verbracht und denken jetzt als Rentnerinnen nicht mehr daran, ihr Haus am Haff gegen eine unsichere Zukunft in Deutschland einzutauschen. Jede der drei Frauen hat ihre festen Aufgaben. Geheiratet haben sie nie: „Wir waren zu arm und jetzt sind wir zu alt.“