Der amerikanische Neffe

Drama, USA 1998, 106 min

Inis Dara, eine kleine Insel vor der irischen Küste, ist dünn besiedelt. Mit harter Arbeit als Fischer oder Farmer verdienen sich die Leute ihr Geld, um es dann in der Kneipe von Joe Brady alias Brosnan-007wieder auszugeben. Joe Brady ist durchaus beliebt und so etwas wie der Mittelpunkt des Dorfes. Nur einer kann ihn nicht leiden, der Farmer Tony Egan. Beide verbindet ein düsteres Stück Vergangenheit und diese Vergangenheit holt sie ein, als Chad Egan, Tonys Neffe aus Amerika in Inis Dara eintrifft. Mal davon abgesehen, dass der Kerl nicht mal ein ordentlicher Weißer ist, damit hätte man ja noch leben können, hat er auch noch völlig unirische Lebensauffassungen. Sozusagen Bronx-Rapper trifft auf irische Dickschädel. Das ist nicht nur musikalisch ein Genuss (Rap-Version von „Whisky In The Jar“). Ohne den ernsthaften und manchmal fast tragischen Boden der Geschichte zu verlassen, schildert Regisseur Eugene Brady die Begegnung zweier Kulturen mit einer gehörigen Prise Humor. So wie das Leben eben ist, zum Lachen und zum
Heulen. Pierce Brosnan tut gut daran, sich nicht auf Bond und ähnliche Rollen festlegen zu lassen und hat deshalb
diesen Film wesentlich mit finanziert und produziert. Seinen schauspielerischen Part meistert er souverän, bleibt aber bewußt im Schatten der beiden großartigen Egans. Donal McCann, Irlands beliebtester Schauspieler, als der verbohrte Onkel und Hill Harper, Newcomer aus der Schule Spike Lees, sind großartig und verdienten, sollte es ihn denn überhaupt geben, den irischen Oscar.
Es gibt einen weiteren guten Hauptdarsteller im Film, die Landschaft. Für alle, die Land und Leute in diesen nördlichen Regionen lieben, dürfte »Der amerikanische Neffe« zu einem der schönsten Filme des Jahres werden. Um diesen Eindruck noch zu verstärken, reichen wir zur Premiere am 06.12.98, 11:00 Uhr.
Frank Apel

Regie: Eugene Brady

Darsteller: Hill Harper, Pierce Brosnan

Bundesstart: 10.12.1998

Start in Dresden: 10.12.1998