Falafel

Drama, Libanon 2006, 83 min

Diese Sommernacht in Beirut ist wie verhext. Toufic rast auf einem geborgten Moped kreuz und quer durch die nächtliche Stadt, im Begriff eine große Dummheit zu begehen. Irgend ein Typ hat an seiner Ehre gekratzt. Das kann böse ausgehen in einem Land wie dem Libanon. Lange starrt Toufic in den Spiegel. Bevor er beschließt, dass ihn sein verletztes Ego mehr schmerzt als der blutverschmierte Kratzer auf seiner Wange. Lange leckt er die Tränen der Erniedrigung fort. Bevor er durchs Badezimmerfenster entflieht und sich auf die Suzuki schwingt. Um diesem Kerl hinterher zu jagen, der ihn in Gegenwart von Yasmin niedergeschlagen hat und um dabei alles auf's Spiel zu setzen, was diese Sommernacht noch für ihn bereit hielte. Wenn er Pech hat, verliert er sogar mehr als das.
Eine Sommernacht in Beirut ist für einen Mitteleuropäer nur schwer vorstellbar. An allen Ecken duftet es verführerisch, exotische Musik plärrt aus offenen Fenstern und dazwischen kreischen die Möwen. Alle Sinne sind hellwach. Männer lassen sich beim Barbier die neuesten Geschichten erzählen, ehe sie mit gestutztem Bart wieder in die warme Nacht eintauchen. Ein süßer Hauch von frisch gebackenen Falafel hängt in der Luft und man möchte meinen, sie würden glatt vom Himmel fallen, gäbe es ein plötzliches Gewitter.
Toufic spürt aber auch, wie von Zeit zu Zeit das heiße Öl über den Rand der Stadt brodelt. Wie die Emotionen hoch kochen und die kross gebackene Ruhe ganz schnell durchbrechen. Aggressionen sind allgegenwärtig. Der Krieg steckt den Menschen noch in den Knochen. Es ist das Beirut im Sommer 2005, also noch vor dem erneut entflammten Konflikt mit dem Nachbarn Israel. Trotzdem ist es schwierig, ein ganz normales Leben zu führen, auf Partys zu gehen oder Freunde zu treffen. Toufic möchte nichts sehnlicher, als mit Yasmin zusammen zu sein. Er möchte leben. Anders als die älteren Brüder, als die Väter und Vettern, die niemals noch die andere Wange hinhielten. Aber irgendwie scheint alles wie verhext zu sein. Jedenfalls muss Yasmin noch warten, ehe er ihr ein paar Sterne vom Himmel pflückt. Erst muss Toufic diesen Typen ausfindig machen. Ruhelos durchstreift er die Straßen von Beirut, legt sich mit der Polizei an, verliert sein Moped und besorgt sich schließlich eine Pistole. Doch dann bricht ein Gewitter los, und die Prophezeiungen des Falafel-Bäckers scheinen sich zu erfüllen.