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Dokumentation, USA 2007, 118 min

Es waren Bilder, die um die Welt gingen. Der Folterskandal von Abu Ghraib wurde zu einer Zäsur, zum größten Skandal seit dem Massaker von My Lai, der die Kritik an dem Krieg der USA im Irak zu Hause und weltweit wie in einem Brennglas fokussierte (ironischerweise wurden beide Skandale von Seymour Hersh, einem US-amerikanischen Journalisten, aufgedeckt bzw. maßgeblich an die Öffentlichkeit gebracht).
In seinem Wettbewerbsbeitrag für die Berlinale schildert der Dokumentarfilmer Errol Morris (»The Fog of War«, »The Thin Blue Line«) die Hintergründe des Entstehens der Bilder. Der Film war der erste und einzige Dokumentarfilm im offiziellen Berlinale-Wettbewerb und sorgte für mediale Furore. Folgerichtig gab es den Großen Preis der Jury, den Silbernen Bären.
Neu an dem Abu Ghraib-Skandal war die Omnipräsenz in den Medien weltweit - dank unzähliger digitaler Bilder durch Beteiligte, die sekundenschnell um die ganze Welt verbreitet wurden mittels Breitband-Internet und hunderten TV-Kanälen. Genau diesem Aspekt wendet sich der Film zu. Minutiös und mit der Besessenheit eines Ermittlers rekonstruiert Morris die Geschichten hinter den Bildern und wartet mit Details auf, die die Vorgänge in Abu Ghraib technisch nachvollziehbar machen. Er zeigt Blickwinkel, verdeutlicht Perspektiven, aus denen fotografiert wurde und analysiert Bilderreihen und deren zeitliche Parallelität.
Entstanden ist die schaurige Chronik eines der größten Skandale. Zahlreiche der Beteiligten, darunter beispielsweise Lyndie England, jene US-Soldatin, die auf vielen der Bilder zu sehen war, stehen vor der Kamera und werden zum Reden gebracht.
Die Bilder der nackten, angeketteten und aufeinander gehäuften Gefangenen sind noch in allen Köpfen präsent. Verurteilt wurden nur die ausführenden Soldaten, nicht die eigentlich Verantwortlichen. Und diese Soldaten und Soldatinnen waren natürlich nur die letzten und wahrscheinlich schwächsten Glieder in dem unvermeidlichen Prozess der Brutalisierung und Enthumanisierung durch jeden Krieg. Das zeigt der Film anhand erstaunlich offener Zeugenaussagen der Beteiligten und der Untersuchungsbeamten. So sagt einer der die Vorgänge untersuchenden Beamten beiläufig, es sei einfach dumm gewesen, solche Fotos zu machen, und für diese Dummheit müssten die Soldaten jetzt eben ins Gefängnis.

Regie: Errol Morris

Kamera: Robert Chappell, Robert Richardson

Musik: Danny Elfman

Produktion: Julie Ahlberg, Errol Morris

Bundesstart: 29.05.2008

Start in Dresden: