Schmetterling und Taucherglocke

Drama/Biographie, Frankreich/USA 2007, 112 min

Durch einen Schlaganfall wird der französische Elle-Chefredakteur Jean-Dominique Bauby im Alter von 42 Jahren aus seinem gewohnten Leben gerissen. Bauby kann fortan nur noch das linke Auge bewegen, ist Gefangener in seinem eigenen Körper.
Mit dem Blinzeln seines Auges diktiert Bauby seine Memoiren und lässt darin nicht nur sein Leben Revue passieren, sondern auch ganze Gedankenwelten entstehen, die ihn erkennen lassen: Glück bedeutet zu realisieren, dass man liebt und geliebt wird…
»Schmetterling und Taucherglocke« ist eine wahre Geschichte über einen Fall von so genanntem Locked-in-Syndrom, bei dem man bei klarem Verstand ist, aber vollständig gelähmt und nur noch ein Augenlid bewegen kann. Der reinste klaustrophobische Horror, auch fürs Kino - und ein Wunder von einem Film.
Wenn die Leinwand langsam zum Leben erwacht, dann reduziert Regisseur Julian Schnabel die Perspektive tatsächlich auf den starren Blick in ein Krankenzimmer, auf Ärzte und Schwestern, die auftauchen und wieder verschwinden, die verständnisvoll auf die Kamera einreden, während die Stimme des Patienten gefangen ist im Off und erst langsam realisiert, dass sie nicht gehört wird. Irgendwann kommt die Sprachtherapeutin und erklärt, wie man fortan kommunizieren werde: Sie liest das Alphabet vor - der Einfachheit halber in der Reihenfolge der Häufigkeit des Auftretens -, und wenn der richtige Buchstabe erreicht sei, solle der Patient einmal zwinkern. Und so geht es immer wieder: E - S - A - R - I - N - …Und die Leinwand wird entsprechend immer wieder für einen Moment dunkel - ein genialer Trick.
Was sich vielleicht wie ein lähmendes Konzept fürs filmische Erzählen liest, wird im Kino zu einer Erfahrung von bezwingender Schönheit und Poesie. Das Verfahren geht schneller, als man denkt, weil sich viele Worte schon nach den ersten Buchstaben erschließen, und tatsächlich hat Jean-Dominique Bauby auf diese Weise ein ganzes Buch diktiert. Der Regisseur greift natürlich auch zu Rückblenden und wechselt auf die Außenperspektive, was sein Konzept noch beflügelt. Da sehen wir den Mann (Mathieu Amalric) in seinem Rollstuhl und das aufgerissene Auge, die reinste Schreckensvision - und doch das Ergreifendste, was seit langem im Kino zu sehen war.
Der Publikums- und Kritikerliebling des renommierten New Yorker Künstlers Julian Schnabel (»Basquiat«, »Before Night Falls«) war die Sensation beim Festival von Cannes und wurde hochverdient mit dem Regiepreis ausgezeichnet: Ein unvergessliches und erhebendes emotionales Erlebnis, eine Hymne an die Menschlichkeit und die Liebe, betrachtet aus der Perspektive eines einzigen Augenaufschlags.