I’m Not There

Drama, USA/Deutschland 2007, 136 min

Die halben Zeppelins, die ganzen Stones, ein Viertel Beatles und zwei Drittel Pink Floyd, alles nachgeholt und den Boss in seinem größten Konzert schon zu DDR-Zeiten erlebt.
Aber einer fehlt mir live noch immer, Bob Dylan. Wenn der in meiner Nähe spielte, hatte ich entweder Dienstberatung oder kein Geld. Da ich auch den oben benannten Film noch nicht gesehen habe, denn der Verleih führt leider keine Pressevorstellungen in Dresden durch, dürfte ich diese Kurzempfehlung meinen Prinzipien folgend auch nicht autorisieren. Aber heute mache ich mal eine Ausnahme, denn der Herr Dylan ist mir nun schon seit Jahrzehnten recht nahe. Von guten Freunden mit der fast vollständigen Sammlung seiner Scheiben versorgt, habe ich in meinem weiblich dominierten Haushalt lediglich das Problem der latenten Jammerei über den Typen, der zwar ganz nette Songs schreibt, aber im Grunde genommen nicht singen kann. Diesem Standpunkt kann man nicht in voller Konsequenz widersprechen, denn auch die verschiedensten von ihm selbst vorgetragenen Versionen von »Blowin` in the Wind« klingen manchmal steril wie von Marlene Dietrich und manchmal so, als stünde er vor dem Tode wegen Kehlkopfkrebs. Diese musikalische Diskrepanz muss auch Regisseur Todd Haynes gespürt haben, als er auf den Gedanken kam, sechs verschiedene Darsteller für den stets verschiedenen Dylan auszusuchen. Dass darunter mit Cate Blanchett sogar eine Frau ist, und die für diese Rolle eben den Golden Globe absahnte, trägt zum schillernden wie widersprüchlichen Portrait einer Legende gewiss bei. Was wir auch zu erwarten haben, Dylan-Fans müssen dabei sein, was immer auch den klügsten Kritikern einfällt.
Frank Apel