Death Sentence - Todesurteil

Wer hatte nicht schon einmal den großartigen inneren Drang verspürt, ungestraft einen widerborstigen Mitbürger unter der Beigabe der berühmten Frage: DUUUU LABERST MICH AN? Kann das sein, dass du mich meinst??? …einfach über den Haufen zu ballern, anstatt eine zivilisiert friedfertige Diskussion über die bestehende Meinungskluft zu führen? Ich, der ich ohne TV, mit gekaubelter (eingetauschter) Plastepistie und noch fern von Egoballerei aufwuchs, verspürte dieses drängende Bedürfnis noch weit, bevor dieser berühmte Filmsatz meine Ohren erleuchtete. Damals auserwählte Spontandelinquenten waren Straßenbahnfahrer, die auf Grund des schlechten Dresdner Schienenbildes für meine Bedürfnisse zu langsam fuhren, oder einfach nur ab und an unser ABV, Genosse Feige, der sich wieder mal einen Tag rausgesucht hatte, einen abermaligen Auftritt als DDR-staatliches Arschloch hinzulegen. Erst Anfang der 80er bekam für mich dieses diffuse Gefühl, sich kurz und knapp eines Problems zu entledigen, eine adäquate Entsprechung: »Charles Bronson - Ein Mann sieht rot« (1974). 33 Jahre später wird Brian Garfields Vorlage abermals von keinem Geringeren als SAW-Erfinder und -Umsetzer James Wan aufs Vortrefflichste mit Kevin Bacon in Szene gesetzt.
Nick Hume (Kevin Bacon) ist (wie ich) ein freundlicher, ruhiger Zeitgenosse mit einer intakten Familie, einem guten Auskommen und einem perfekten Leben. Dieser Umstand allein würde uns aber rasch langweilen, was natürlich filmisch gesehen folgerichtig dazu führt, dass eines Tages sein ältester Sohn von einer Straßengang ermordet wird und Nick Zeuge des brutalen Überfalls wird. Nur die archaischste Form der Genugtuung beherrscht seine schwerst verwundete Seele: Rache!
Jeder, der auch nur den kleinsten Anteil an der Ermordung seines Sohnes hatte, muss schrecklich büßen und das mit seinem eigenen Leben. Erbarmungslos und ohne Ausnahme. Diffiziles Thema - Großartiger Film.
Ray van Zeschau
Ray van Zeschau