Hippie Masala

Dokumentation, Schweiz 2006, 93 min

Wenn man Cesare sieht, wie er sein morgendliches Bad im Fluss nimmt, muss man sofort an den blöden Ehefrauenwitz denken - eine Große, Dürre wird kommen - so wenig Schatten spendet seine schmale Gestalt. Mit viel zu großen Händen benetzt er seinen spindeldürren Körper, der nur aus Haut und Knochen und Muskeln zusammengehalten und von einer Art Turban aus verfilzten, blonden Haaren gekrönt wird. So sieht also ein alter Hippie aus. Den ganzen Tag pflückt der sizilianische Yogi Blüten, raucht gutes Gras, und mitunter macht er eine Pause vom Schlafen. Dann erzählt Cesare, wie er drei Jahre unter jenem Baum und zwei Jahre unter diesem dort gelebt hat, bis er hierher kam, wo er seine kleine Höhle fand. Den beiden Bäumen direkt gegenüber. Man ist erstaunt, wie viele Dinge der zivilisierte Mensch glaubt zum Glücklichsein zu brauchen. Vor über vierzig Jahren glaubten die indischen Bauern, im fernen Westen sei die vorhergesagte, große Dürre ausgebrochen, als sich Millionen Europäer auf den Weg Richtung Asien machten. Dabei hatten sie gar nicht mal so unrecht. Der europäische Hunger galt der Spiritualität, dem selbstbestimmten Handeln, guten Mantras oder der freien Liebe. Und dann gab es noch den Appetit auf unlimitierte Mengen legaler Drogen in jeder Form und Farbe. Dageblieben sind nur wenige, und die Filmemacher taten recht daran, sich auf den Weg zu machen, denn die echten Hippies sind jetzt im Rentenalter. Der rüstige Eidgenosse Hans-Peter blieb wegen der Berge und baut sich seine kleine Schweiz an den Hang. Die mystische Meera wollte schlicht ihre Ruhe. Sie hatte zwanzig Jahre kein Visum und keinen Guru. Der Holländer Roland (sieht auch wenig aus wie Janosch, von dem der Satz stammt: „Wer nichts braucht, der hat alles“) kam hier schon ohne Papiere an und verpasste immer wieder die Rückfahrt während der Happenings am Flussufer, wo die Fluten aus den Bergen schöne junge Frauen, südamerikanische Musikanten und den weichesten „Himalaya Schnee“ herabspülten. Er ist glücklich verheiratet und fand in der lebhaften, indischen Gesellschaft reichlich Motive für seinen Pinsel und seine Farben. Und den Yogi Cesare hat die starke Persönlichkeit seines Vaters daran gehindert, wieder in Italien Fuß zu fassen. Und der Reichtum. Das ist einfach zu viel des Guten.
alpa kino

Buch: Damaris Lüthi

Regie: Ulrich Grossenbacher, Damaris Lüthi

Kamera: Ulrich Grossenbacher

Musik: Disu Gmünder, Shalil Shankar

Bundesstart: 30.08.2007

Start in Dresden: 15.10.2007

FSK: ab 6 Jahren