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Komödie, Deutschland 2006, 95 min

Wenn man jemandem erzählt, dass eine deutsche Produktion das Spielfilmdebüt eines noch unbekannten Regisseurs achtzehn größtenteils nur durch das Theater bekannte Schauspieler über zwei Stunden in einen Raum setzt und unter Hinzunahme jedes nur erdenklichen Klischees das Thema „Mann trifft Frau im Münchner Großstadtdschungel“ verbildlicht, so weiß derjenige schon mal, in welchen Film er nicht gehen wird. Zu Unrecht. Denn letztendlich ist der Film die wohl lustigste Produktion, die der geneigte Zuschauer aus deutscher Mache im letzten Jahr hat sehen dürfen. Nach einer minimalen Charaktereinführung offenbart sich ein höchst unterhaltsamer, manchmal auch ernsthafter verbaler Schlagabtausch zwischen Menschen, von denen man mindestens einen kennen könnte, wenn nicht gar in sich selber wieder findet. Sei es der potente Naturbursche, der leicht reizbare Öko-Faschist, die Quasseltante, die sexhungrige Ernährungsberaterin, der gemütliche Chef-Koch, der Macho im Nietenhemd oder der rationelle Manager. Allesamt auf der Suche nach dem einen: Liebe. Letztere ist von jedem anders definiert, zwischen dem schnellen Sex, der „einzig wahren Liebe“ oder einfach nur eine Beziehung mit Kinderwunsch. Als Austragungsort dieser verbalen Leichtathletik-WM dient ein großer mit achtzehn Stühlen und einer Uhr dekorierten in weiß gehaltener Raum, in dem Jedem genau fünf Minuten bleiben, um sich selbst ins beste Licht zu rücken. Das Stichwort heißt Speed-Dating. Aller paar Minuten rücken die Herren einen Platz nach rechts, um erneut vor einer vermeintlichen Traumdame zu sitzen. In den folgenden Minuten wird gelacht, analysiert, sich bewundert, wieder gefunden und angeschrien. Nörgler würden sagen, dass diese Satire auf das westdeutsche (Münchner) Paarungsverhalten sich in die östlicheren Gefilde so gut übertragen lässt wie ein McDonalds Gutschein zu Burger King. Eine angemessene Antwort wäre: „Na und?!“, denn letztendlich geht es nicht um ost- oder westdeutsch, sondern um „werde ich mich beim Lachen noch auf dem Sitz halten können oder runterrutschen“.
José Bäßler