Full Metal Village

Dokumentation, Deutschland 2006, 94 min

Wie muss ein Dokfilm gestrickt sein, dass er erstmalig den Hauptpreis des Max-Ophüls-Festivals gewinnen kann? Eine interessante Frage, die »Full Metal Village« sehr beeindruckend beantwortet.
Ein Film der mit dem Blick von außen ein Phänomen untersucht. Die kuriose und liebenswürdige Begegnung zweier Kulturen. Denn der Film dokumentiert den jähen Wechsel in der kleinen schleswigholsteinischen Gemeinde Wacken, deren Identität und Zusammenhalt ohne das „Wacken-Open-Air“, eines der größten Heavy Metal Festivals weltweit mit ca. 40.000 Besuchern, nicht mehr denkbar scheint. Vor diesem Hintergrund zeichnet die gebürtige Koreanerin Sung-Hyung Cho ein Porträt der Gemeinde und seiner Bewohner: Bauernschläue, Religiosität und Provinzschönheit vor der Kulisse des immer wiederkehrenden Wahnsinns eines Metal-Festivals mit seiner aggressiven Musik und verrückten Typen.
Draußen grasen unter holsteinischem Himmel die Milchkühe, drinnen gibt es beim Kaffeekränzchen selbstgebackenen Kuchen. Auf den ersten Blick ein ganz normales Dorf, wie es in Deutschland viele davon gibt, beschaulich und idyllisch - Wacken. Alltägliches bestimmt das Leben der Wacken-Bewohner: Da ist zum Beispiel Bauer Trede, der stolz seinen täglich zehn Zentimeter wachsenden Mais präsentiert und sich neben der traditionellen Landwirtschaft mit einer Biogasanlage und kleinen Aktiengeschäften seine „Nebeneinkünfte“ sichert. Familienvater Norbert bastelt derweil an seinem Motorrad. Er ist seit ein paar Jahren arbeitslos. Mit einer Computerumschulung vom Arbeitsamt will er sich nicht vertrösten lassen. Er will lieber praktisch arbeiten, aber „in der Gegend hier is ja nix los“.
Einmal im Jahr jedoch, am ersten Wochenende im August, ist richtig was los in Wacken. Dann findet für drei Tage das Wacken Open Air Festival statt. „Wacken Rules!“ dröhnt es als Schlachtruf, und 40.000 Heavy Metal Fans mit langen Haaren, schwarzen Ledermänteln und Nietenhalsbändern strömen aus aller Welt in das Dorf. Sie sind gekommen, um ihre Musik und sich zu feiern. Schwarze Schlangen bilden sich vor dem kleinen Supermarkt, auf den Wiesen reiht sich in endloser Weite ein Zelt ans nächste und vor der riesigen Black Metal Stage wogen tausende von Armen und Köpfen im harten Rhythmus der Metal Musik.
ak

Buch: Cho Sung-hyung

Regie: Cho Sung-hyung

Kamera: Marcus Winterbauer

Produktion: Flying Moon, NDR, arte, Albers, Roshanak Behesht Nedjad, Konstantin Kröning, Sylvia Nagel, Patrick Merkle

Bundesstart: 19.04.2007

Start in Dresden: 10.05.2007

FSK: ab 12 Jahren