Nach der Hochzeit

Drama, Dänemark/Schweden 2006, 125 min

Der neue Film von Susanne Bier beginnt mit einem phantastischen Angebot: Der reiche dänische Geschäftsmann Jørgen (Rolf Lassgård) will dem von Jacob (Mads Mikkelsen) betreuten und vor der Pleite stehenden Waisenhaus in Indien mehrere Millionen Dollar zukommen lassen. Geknüpft ist das Angebot allerdings an die seltsam scheinende Bedingung, dass Jacob persönlich in Dänemark erscheint, um den Vertrag zu unterzeichnen. In Dänemark angekommen, interessieren Jørgen weniger Jacobs Ausführungen zu dem Waisenhausprojekt und der Situation von Straßenkindern als die Hochzeit seiner 21-jähigen Tochter Anna (Stine Fischer Christensen). Er drängt Jacob daran teilzunehmen. Und so trifft er am nächsten Morgen auf Helene Jørgen (Sidse Babett Knudsen), die Mutter von Anna, und sein bisheriges Leben durchfährt es wie ein Blitz. Denn Helene war seine Jugendliebe und das kann kein Zufall sein. Als er dann auch noch mit der Tatsache konfrontiert wird, dass der edle Spender der Millionen gar nicht der leiblicher Vater der Braut ist, wird ihm einiges klar. Denn Helene verließ ihn vor 20 Jahren in Indien…
Es soll aber noch lange nicht die letzte verwirrende Wahrheit bleiben, die das Drehbuch des bekannten dänischen Autors Anders Thomas Jensen, der mit seinen Arbeiten u. a. für »Adams Äpfel« und »Open Hearts« bekannt wurde, für das Publikum bereit hält. Denn verletzt und wütend will Jacob eigentlich so schnell wie möglich wieder nach Indien zurück, doch der todkranke Jørgen hat noch ganz andere Pläne mit ihm.
Mit Susanne Bier, deren letzter Film »Brothers« ein ähnlich tragisches Schicksal einer durch den Krieg zerstörten Familie beschrieb, führte eine der international erfolgreichsten dänischen Filmemacherinnen Regie. Derzeit führt sie in Hollywood bei zwei Filmen Regie. Dem Drama »Things we lost in the Fire« über eine Frau, deren Ehemann plötzlich stirbt und »Chasing Montana«, einem heiteren Selbsterfahrungstrip mit Michelle Pfeiffer als Arzt-Tochter.
Dem renommierten Gespann Bier und Jensen ist ein äußerst cleverer und dabei doch emotional nahe gehender Film gelungen. Dank des straffen Drehbuchs, eleganter Inszenierung und exzellenter Darsteller wurde die Gefahr umgangen, einen rührseligen oder klischeehaften Film zu inszenieren.
Der dänische Film zeigt sich auch ein Jahr, nach dem Dogma nicht mehr weiter verfolgt wird, in Bestform. Es gelingt ihm, relevante und im besten Sinne berührende Geschichten meisterhaft zu erzählen. Dazu sei auch an den derzeit immer noch in Dresden laufenden »Adams Äpfel« hingewiesen.