Syriana

Drama/Thriller, USA 2005, 128 min

George Clooney hat einen Wunsch. An der Kaffeemaschine sollen die Leute stehen, und sich miteinander austauschen. Zu fromm? Es kommt noch besser. Sie möchten bitte, während ihr Kaffee zum Gehen läuft, eine interessierte Diskussion darüber führen, mit welchen Thesen seines neusten Filmes »Syriana« sie konform gehen und mit welchen nicht. Wohlan, ihr unverschleierten Frauen dieser Erde, und ihr männlichen Möchtegern-Agenten - wir sehen euch in der von Clooney herbeigeträumten Fata Morgana, der Syriana, einer nach frommen Wünschen und monetären Bedürfnissen umgestalteten arabischen Welt. Und während der Mokka durchläuft, beleuchten wir einmal das Berufsbild des gealterten CIA-Agenten. Als solcher ist Clooneys Bob Barnes auf dem besten Wege, seine langjährige Erfahrung im nahen Osten, die gesammelten persönlichen Kontakte und die sorgfältig angehäuften Informationen zum Schrottpreis abzugeben. Seine Chefs in Washington raten ihm, sich zur Ruhe zu setzen, und noch ehe er es verhindern kann, lassen sie ihn fallen. Sie werden gerade von anderen Sorgen geplagt. Gewissen mächtigen Männern in Washington droht Ungemach seitens eines findigen jungen Anwalts. Es geht um Öl. Um die Macht, dieses Öl zu beanspruchen und um Korruption. Denn die Korruption sorgt dafür, dass man diese Macht nicht aus den Händen verliert. Nicht nur für Bob Barnes haben sich die Zeiten im 21. Jahrhundert geändert. Der Erbe der Regierungsmacht und avisierte Thronfolger Prinz Nasir hat die Erdöl-Bohrrechte neu verhandelt und an die Chinesen verkauft. Die amerikanischen Konzerne geraten in hellen Aufruhr. Sie werden alles unternehmen, um den sehr modern und unabhängig denkenden Prinzen Nasir gegen eine Marionette ihrer eigenen Interessen auszutauschen. Zum Beispiel durch Nasirs Bruder Meshal.
Syriana ist ein Fachbegriff und bedeutet in Washingtoner Machtzentralen; den nahen Osten nach eigenen Interessen umzugestalten. Dem stellt der anspruchsvolle und unglaublich dicht erzählte Film die simple Idee gegenüber, dass es für einige Golfstaaten durchaus denkbar und sinnvoll wäre, sich der totalen Kontrolle der erdöl-verbrennenden Länder zu entziehen. Selbstbewusst und verantwortungsvoll kommt der junge Emir Prinz Nasir daher und gerät schnell zwischen mehrere Mühlen ausländischer Potentaten. Der zum bezahlten Killer degradierte Bob Barnes, dessen letzter Auftrag die Beseitigung des unbequemen Nasirs beinhaltet, gehört auch dazu.
C. Fredo