Durch diese Nacht sehe ich keinen einzigen Stern

Drama, Deutschland 2005, 109 min

Als die Schriftstellerin Bozena Nemcová nur 42-jährig im Jahre 1861 einer langen schweren Krankheit erliegt, endet ein sehr bewegtes und eindrucksvolles Leben. Sie hinterlässt einige Bände gesammelter Märchen und Sagen, ein wenig Alltagsprosa und ein Werk, für das sie bis zum heutigen Tage verehrt und geliebt wird: »Babinka - Die Großmutter«. Doch sie hinterlässt auch drei unvollendete Briefe. Diese drei Briefe gelangen fast einhundertfünfzig Jahre später in die Hände der Regisseurin - Dagmar Knöpfel. Und es grenzt schier an ein Wunder, wenn quer durch Raum und Zeit Menschen voneinander Notiz nehmen. Wenn sich Lebenslinien derartig märchenhaft berühren. Wie die meisten Deutschen hatte Dagmar Knöpfel noch nie von Bozena Nemcová gehört. Vielleicht hat sie das in ihrem Entschluss noch bekräftigt. Sie kontaktiert alsbald Corinna Harfouch und gemeinsam machen sie sich daran, die Lebensgeschichte einer mutigen jungen Frau zu erzählen.
Geboren 1820 als Barbara Pankl ist sie aufgewachsen im böhmischen Aupatal - heute liebevoll Großmuttertal genannt - als eine Art Adoptivkind bei einfachen Leuten. Es geht die Sage, sie sei ein uneheliches Kind jener Katharina Wilhelmine Benigna Fürstin von Sagan. Etliche Jahre ihrer Kinheit verbrachte sie unter der Obhut ihrer Großmutter Magdalena Novotna. Die 17jährige Bozena wird dann mit einem Finanzbeamten verheiratet, dem 15 Jahre älteren Josef Nemec. Sie ergreift nach der frühzeitigen Pensionierung ihres Mannes den ungewöhnlichen Beruf der Schriftstellerin und sorgt allein für den Unterhalt ihrer Familie. Sie haben gemeinsam vier Söhne. Bozena Nemcová verspürt den Drang nach einem selbstbestimmten Leben. Mehr als die persönlichen und vor allem die historischen Umstände ihr zugestehen. Sie wird in Prag zum Mittelpunkt des kulturellen Lebens und genauso bekannt für ihre Schönheit wie für ihre demokratischen Ansichten. Doch stößt sie immer mehr auf das Unverständnis ihres Mannes. Der Tod entreißt ihr den ältesten Sohn und stürzt sie in eine Krise, aus der sie sich nie wieder erholen wird. Sie schreibt. Und vermag sich etwas Linderung zu verschaffen, indem sie der sozialen Härte ihrer Zeit und jener gottgegebenen Ungerechtigkeit einen Glauben an die Güte der Menschen und ein schlichtes Vertrauen zum Leben entgegensetzt: sie schreibt „Babinka - Die Großmutter“. Dort heißt es, dass ein jeder Stern am Himmel zu einem Menschen gehöre. Zu einem Menschen, an dem Gott einen besonderen Gefallen finde, weil er Gutes tut und spricht.
alpa kino