Jesus, Du weißt
Ein Film als Beichtstuhl. Menschen gehen in die Kirche, Menschen sitzen alleine in der Kirchenbank, Menschen beten zu Jesus, der ihnen alles ist: Vater und Freund, Heiland und Retter, Wegweiser und Klagemauer, Redender, Schweigender, Liebender.
Da ist etwa ein Student, der gegen den Willen seiner Eltern täglich die Messe besucht, seine ganze Freizeit in der Pfarre verbringt und der Jesus einfach alles erzählt und alles bereut: erotische Phantasien wie Heldenträume.
Da ist eine Mutter von zwei Kindern, die genauso viel Zeit in der Kirche verbringt wie zu Hause, wo sie seit Jahren ihren gelähmten Mann pflegt. Innigst bittet sie Jesus, dass er ihren Mann, einen Moslem, heilen möge. Der wiederum sieht in seiner Krankheit die Gottesstrafe dafür, dass er eine Christin geheiratet hat. Oder die pensionierte Chemielehrerin, die von ihrem Lebensgefährten mit einer anderen Frau betrogen wird. Sie sinnt im Gebet nach Rache. Aber ist Rache nicht Sünde? Wie viele andere kommt sie in die Kirche und klagt, kollaboriert, sinniert, bekennt, grübelt und bittet Jesus, er möge ihr verzeihen.
Formal streng zeigt Ulrich Seidls neuer Film sechs fragmentarische Porträts von Gläubigen, die ganz persönlich mit Jesus sprechen. Jede der sechs Geschichten öffnet dabei einen Raum, eine Intimität, eine Aussicht auf das, was man Gott nennen könnte.
Buch: Ulrich Seidl, Veronika Franz
Regie: Ulrich Seidl
Darsteller: Elfriede Ahmad, Waldtraute Bartel, Hans-Jürgen Eder, Thomas Ullram, Angelika Weber, Thomas Grandegger
Kamera: Wolfgang Thaler, Jerzy Palacz
Produktion: MMKMedia, arte, ORF, Martin Kraml
Bundesstart: 25.08.2005
Start in Dresden: 06.10.2005