Carpatia

Dokumentation, Deutschland 2004, 127 min

Die Karpaten erstrecken sich über 1500 km durch mehrere Länder Europas. Für den Westen beginnen sie nahe Wien und enden in Rumänien, in einer terra incognita, einem unbekannten Gebiet. Die ob ihrer Namen eindeutig osteuropäisch vorbelasteten Filmemacher haben das Problem vom unbekannten Gebiet vermutlich nicht. Sie waren gewiss auch vor dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ schon einmal in dieser Gegend, denn sonst hätten sie nie so schön und eindrucksvoll die Landschaft und die Menschen unterschiedlichster Regionen porträtieren können. Wir begegnen Goldgräbern, Zauberern, Kuhhirten, Künstlern, Juden, Sintis und vielen anderen interessanten Menschen. Weit entfernt vom heutigen Stil der oberflächlichen Berichterstattung über das neu entdeckte Europa lassen Klamt und Rydzewski ihren Protagonisten Zeit. Sie nehmen sich die Zeit, sie erst einmal nur optisch einfühlsam in ihrem Umfeld vorzustellen und wenn es dann ans Reden geht, haben wir nicht den Eindruck einer schnellen Reportage, die dem Fernsehnormalbürger seine Klischees über Osteuropa bestätigt, sondern wir haben es mit klugen und selbstbewussten Menschen zu tun. Ihr Selbstbewusstsein haben sie in ihrem harten Leben gefunden, das sie in den häufig schwer zugänglichen Gebirgsregionen über Generationen führen. Doch kaum einer von ihnen hat das Bedürfnis geäußert, ein angenehmeres Leben in der Stadt zu führen. Sie haben ihre eigene Lebensphilosophie, und über die lohnt es sich nachzudenken. Ein wunderbarer Film, für den man sich die gut zwei Stunden Zeit unbedingt nehmen sollte. (f.a.)

Buch: Andrzej Klamt, Ulrich Rydzewski

Regie: Andrzej Klamt, Ulrich Rydzewski

Kamera: Ulrich Rydzewski

Produktion: halbtotal Filmproduktion, Andrzej Klamt, Ulrich Rydzewski

Bundesstart: 02.12.2004

Start in Dresden: 09.12.2004