Das Mädchen mit dem Perlenohrring

Drama, Großbritannien/Luxemburg 2003, 101 min

Jan Vermeer van Delft - obwohl dem Niederländer nur gut dreißig Bilder sicher zugeschrieben werden können, gilt er als einer der größten Maler aller Zeiten. „Das Mädchen mit der Perle“, entstanden 1665, ist eines seiner Meisterwerke. Die Berühmtheit des Bildes gründet darin, dass Vermeers Leben weitgehend im Dunkeln liegt und die Identität der Dargestellten bis heute nicht geklärt werden konnte. Die Konzeption des Bildes und der fast beiläufig über die Schulter zugeworfene Blick laden so offensichtlich ein, mit Assoziationen und Geheimnis zu spielen und zu fragen: Wer war die Dargestellte? - war sie die Tochter des Künstlers, seine Geliebte, eine namenlose Magd? Was dachte sie in „jenem“ Moment, der das Bild flüchtig wirken lässt; was dachte der Maler?
Diese mysteriöse „Aura“ inspirierte Tracy Chevalier zu einem fiktiven Roman, der jetzt von Peter Webber in einer britisch-luxemburgischen Koproduktion für die Leinwand adaptiert wurde.
Delft, um 1665: Nach der Erblindung ihres Vaters muss die 17-jährige Griet für das Familieneinkommen sorgen. Sie zieht als Magd in das kinderreiche Haus des Malers Johannes Vermeer und seiner Frau Catharina. Das Haus ist dunkel, die Hausherrin ein zänkisches Wesen und der Maler selbst ein mürrischer Perfektionist. Vermeer scheint sich zunächst nicht für seine Hausangestellte zu interessieren, doch als er ihre Intelligenz und ihr Gefühl für Licht, Farben und Formen bemerkt, macht er sie zu seiner Gehilfin. Griet wird für ihn unentbehrlich, sie hilft Vermeer nicht nur beim Mischen der Farben, sondern muss ihm auch gelegentlich Modell sitzen. Schon bald sieht sich Griet nicht nur der Faszination für den Künstler und zugleich ihren Gefühlen für den Metzgersohn Pieter ausgesetzt, sondern auch den Nachstellungen von Vermeers Mäzen Van Ruijven und den Intrigen der Schwiegermutter. Als letztere erkennen, wie sie aus der Beziehung zwischen Magd und Meister Profit schöpfen können, erhält Vermeer den Auftrag, Griet zu porträtieren. Es wird eines der großartigsten Gemälde, die je geschaffen wurden - für das Künstler und Muse jedoch einen hohen Preis bezahlen müssen.
Scarlett Johansson spielt das junge Mädchen mit schüchterner Zurückhaltung. Ihr Leben als Dienstmagd, das von schwerer Arbeit und persönlichen Demütigungen geprägt ist, trägt sie in stummer Melancholie. Wahre Freude empfindet sie nur durch die Gemälde Vermeers. Obwohl Johansson den ganzen Film über nur in ihrer Dienstmagdkleidung zu sehen ist und ihr Gesicht dabei fast vollständig von einer Haube verdeckt ist, weiß sie durch minimale Gesten und Bewegungen ihre schwankenden Gefühle eindrucksvoll darzustellen. Nach Lost in Translation liefert die 19-Jährige in diesem Film eine weitere Glanzleistung. Neben Scarlett Johansson beeindruckt diese Literaturverfilmung auch durch die detailgetreue Ausstattung und die malerischen Bilder des großartigen portugiesischen Kameramanns Eduardo Serra. »Das Mädchen mit dem Perlenohrring« - unvergessliches Kino!

Jan Vermeer van Delft 1632-1675
Über Jan Vermeer van Delft ist nur wenig bekannt. Er war verheiratet und hatte elf Kinder. Vermeer war 1662/63 und 1670/71 Vorstand der Malergilde in Delft, was auf sein Ansehen schließen lässt. Davon zeugen auch die hohen Preise, die er Zeitgenossen zufolge für seine Bilder erhalten hat. Ungefähr 40 Gemälde sind bekannt. Man nimmt an, dass Vermeer nur etwa drei bis vier Bilder pro Jahr gemalt hat, was die Konsequenz verdeutlicht, mit der er seine Ideen zu realisieren versuchte. Es erklärt auch die Geldschwierigkeiten, in denen er sich Zeit seines Lebens befand. Deshalb betätigte er sich in den letzten Lebensjahren wie sein Vater als Kunsthändler, hinterließ jedoch nach seinem Tod große Schulden.
“Das Mädchen mit der Perle“ ist in der Königlichen Gemäldegalerie Mauritshuis in Den Haag zu sehen. Dresden kann mit Vermeers „Brieflesendes Mädchen am offenen Fenster“ in der Gemäldegalerie Alte Meister aufwarten.