Zatoichi - Der blinde Samurai

Drama/Action, Japan 2003, 115 min

Ob Kitano und Tarantino einander oder zumindest die Filme des anderen kennen, ist dem Verfasser nicht bekannt. Doch wenn man ihre Filme kennt, wird einem klar, dass sie sehr gute Freunde sein könnten.
Takeshi Kitano ist zweifellos der derzeit wichtigste Regisseur Japans, nicht umsonst widmeten wir ihm zum 2. Dresdner Asian Filmfestival eine Retrospektive. Mit seinen knallharten Unterwelt-Epen der 90er Jahre (»Violent Cop«, »Sonatine«, »Hana-Bi«) war er bahnbrechend im japanischen Kino. Wen auch immer seine Brutalität verstörte, der wird bekennen müssen, dass sie stets von einer eigenartigen humanistischen Poesie begleitet war.
Diese kam in Kitanos späteren Filmen immer mehr zum Tragen und erreichte in seinem vorletzten Film »Dolls« ihren Höhepunkt.
Nun kann man sich bei seinem neuesten Opus mit dem eindeutigen Titel »Zatoichi - Der blinde Samurai« nicht unbedingt viel Poesie vorstellen, zumal er seine Schwertkämpfe mit der Präzision eines »Hero« und mit dem Blutfaktor eines »Kill Bill« auf die Leinwand bringt.
Doch „Zatoichi“ ist weit mehr, als der profane Titel verspricht.
Kitano selbst in der Hauptrolle zieht als blinder Masseur und Glücksspieler durchs Japan des 19. Jahrhundert. Dass er auch ein begnadeter Schwertkämpfer ist, wissen wir als Publikum bereits nach fünf Minuten und einer ebenso makaberen wie unterhaltsamen Ouvertüre - nicht aber seine Gegenspieler im Film. So bleibt viel Zeit zur Philosophie, über Rache und Gelassenheit, über Freundschaft und Betrug.
“Ziehe nie dein Schwert auf engem Raum !“ Fast der gleiche Satz kommt auch in »Kill Bill« vor.
Frank Apel