Waiting for the Clouds - Eine Geschichte vom Schwarzen Meer

Drama, Frankreich/Türkei/Deutschland/Griechenland 2005, 87 min

Die 60-jährige Ayshe lebt in einem anatolischen muslimischen Fischerdorf und fühlt sich allein und verlassen, als ihre ältere Schwester stirbt. Für den 10-jährigen Nachbarsjungen Mehmet hingegen ist sie wie eine Großmutter. Mehmet macht sich Sorgen um Ayshe. Er liebt es, ihren Geschichten zuzuhören. Als Ayshe und die anderen Dorfbewohner sich für eine Hochzeit auf eine lange Wanderung ins Hochland begeben, beschließt Ayshe, nach den Feierlichkeiten nicht wieder ins Dorf zurückzukehren. Ayshe bleibt - dort oben zwischen den Wolken - in einer kleinen Holzhütte zurück. Ayshes unerklärliches Verhalten verwundert einerseits den kleinen Mehmet und löst auch Gerüchte unter den Dorfbewohnern aus. Mit dem Auftauchen eines Fremden kommen weitere Vermutungen auf.
Dieser Fremde und Ayshe teilen dieselben ethnischen Wurzeln. Ayshe wurde adoptiert. Ihr wahrer Name ist Eleni. Sie ist die Tochter orthodoxer pontischer Griechen. Über 50 Jahre lang lebte sie in Angst und versteckte ihre wahre Identität. Auf ihr lastet ein großes Schuldgefühl, da sie als 10-Jährige ihren jüngeren Bruder im Stich gelassen hat. Statt ihm zu folgen, als er nach Griechenland deportiert wurde, entschied sie sich, in Sicherheit bei ihrer Adoptivfamilie zu bleiben. Jetzt ist die Zeit gekommen, um in Griechenland ihren verlorenen Bruder zu suchen.
Die neue türkische Republik, die sich nach dem ersten Weltkrieg etablierte, basierte auf der Idee „einer“ Nation. Dies bedeutete damals, dass das Leben für alle Minoritäten härter wurde, weil alle Einflüsse anderer Kulturen eliminiert wurden. Armenier, Griechen und andere wurden unter schrecklichsten Bedingungen aus der Türkei gejagt. Überleben konnten nur diejenigen, die zum Islam übertraten und ihre wahre Identität für den Rest ihres Lebens geheim hielten. Kurz nach der Etablierung der neuen Republik wurde ein Vertrag zwischen den Griechen und den Türken unterzeichnet, der den Austausch der Überlebenden regelte. Griechen, die immer noch in der Türkei lebten, gingen zurück nach Griechenland und die Türken kamen zurück in die Türkei. Im Andenken an die Zurückgebliebenen, die im Verborgenen leben mussten, weil es ihnen versagt blieb, in einer toleranten Gesellschaft leben zu dürfen, hat die Regisseurin Yesim Ustaoglu diesen Film gedreht. Und im Wissen um all jene, die heute noch vor der Frage nach ihrer Heimat zurückschrecken und sich ihrer eigenen Identität in der Fremde schämen. Denen will sie Mut machen.