Osama

Drama, Afganistan/Japan/Irland 2003, 82 min

“Ich werde verzeihen. Aber ich werde nie vergessen.“ Mit diesem Zitat von Nelson Mandela beginnt der erste Spielfilm, der nach dem Ende der Taliban-Herrschaft in Afghanistan entstehen konnte und bisher weltweit für Aufsehen sorgte. Denn mit einem Budget von gerade einmal 310.000 Dollar erzählt Regisseur Siddiq Barmak eine emotional berührende Geschichte, die er ausschließlich mit Laiendarstellern inszeniert hat.
Nach der Machtübernahme durch die Taliban stehen in Afghanistan tausende Witwen und alleinstehende Frauen vor einem unüberwindbaren Problem: Wie sollen sie ihren Lebensunterhalt verdienen, wenn sie nach den Geboten nur in Begleitung männlicher Verwandter das Haus verlassen dürfen? In dieser Situation beschließt eine Mutter, ihre 12-jährige Tochter als Sohn zu verkleiden und gibt ihr den Namen „Osama“, um sich von ihr zur Arbeit begleiten zu lassen. Als sie diese verliert, muss das junge Mädchen die Familie sogar vollständig allein ernähren. Als „Junge“ beginnt sie für einen Milchmann zu arbeiten, der mit dem im Krieg gefallenen Vater befreundet war. Durch ihre Verkleidung ist das Mädchen zudem gezwungen, an den religiösen Riten der Männer teilzunehmen und die Koranschule zu besuchen. Doch die männlichen Verhaltensweisen sind ihr fremd. Und ihre Furcht vor einer Enttarnung mit unvorhersehbaren Folgen wächst mit jedem Tag…
Mit einer poetischen Bildsprache gelingt es Siddiq Barmak, den physischen und psychischen Terror, dem Frauen in dem extremistischen Regime ausgesetzt waren, spürbar zu machen und zugleich zu zeigen, dass auch Männer vom Regime unterdrückt und instrumentalisiert wurden. Auf den Filmfestspielen in Cannes ausgezeichnet, ist »Osama« ein wichtiger Beitrag zum Beginn der Aufarbeitung und Bewältigung der jüngeren Geschichte seines Volkes.