Rad der Zeit

Dokumentation, Deutschland 2002, 84 min

Autor und Regisseur Werner Herzog folgt den Spuren des Dalai Lama. Er reist nach Tibet zum Berg Kailasch, nach Bodh Gaya in Indien und ins österreichische Graz, um dort erstmals mit laufender Kamera das wichtigste buddhistische Ritual, die Kalachakra-Initiation, zu dokumentieren. Im Rahmen der Kalachakra-Initiation entsteht über mehrere Tage ein Sandmandala, ein aus verschiedenfarbigem Sand gestaltetes Rad der Zeit. Wahrhaft ein künstlerisches Meisterwerk, welches der Dalai Lama jedoch, nachdem Tausende Pilger daran vorbeigezogen sind, mit wenigen Handbewegungen wieder zerstört. Es hat nur für die Meditation existiert, es ist vergänglich wie alles um uns herum. Eine Interpretation, der ich als gottloser Heide durchaus zu folgen vermag. Wenn ich allerdings den optischen Vergleich zwischen den Gläubigen in Asien und denen im selbsternannten „zivilisierten“ Europa sehe, überkommt mich der Verdacht, Herzog wollte eine Satire auf esoterische Spinner drehen. Wir meditieren ein wenig, aber dann ab in unseren Mercedes und zurück ins Wohlstandsleben. Wollte er aber nicht, er nimmt es ernst und das skurrile buddhistische Publikum in der Grazer Stadthalle auch. Wenn dann noch der Umstand eintritt, dass der Dalei Lama in Indien aus gesundheitlichen Gründen Hundertausenden Pilgern die Initiation absagen musste, während er im finanziell gut situierten Graz die volle Zeremonie durchzog, dann fällt mir glatt das polnische Oberhaupt einer anderen Religionsgemeinschaft ein, welches noch viel kränklicher ist und dennoch an Millionen die Botschaft überbringt, dass die Benutzung von Kondomen unchristlich sei. Religion ist Opium für das Volk, hat Lenin einmal gesagt, und ich will ihm nicht widersprechen. Betrachtet man aber, was sowohl der Dalai Lama als auch der Papst für Frieden und Toleranz in dieser Welt geleistet haben, dann denke ich, dass es wichtig ist, sich mit allen Religionen dieser Welt zu beschäftigen und deshalb auch diesen Film zu sehen.
Hier klingt der Geschäftsmann raus und Atheist bleibe ich sowieso.
Frank Apel

Buch: Werner Herzog

Regie: Werner Herzog

Kamera: Peter Zeitlinger, Werner Herzog

Produktion: Werner Herzog Filmproduktion, West Park Pictures, arte, Lucki Stipetic

Bundesstart: 30.10.2003

Start in Dresden: 30.10.2003

FSK: o.A.