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Maigret

Kriminalfilm, Frankreich/Belgien 2022, 88 min

Eine junge Frau ist tot. Kommissar Maigret (Gérard Depardieu), den diese Meldung auf seinem Heimweg ereilt, wischt umgehend alle Müdigkeit fort. Der Tod junger Frauen macht ihm immer mehr zu schaffen, und der Anblick der jungen Toten durchdringt den Panzer, hinter dem sich der Polizist gelegentlich versteckt. Schnell wird klar, Fund- und Tatort sind nicht identisch und die elegante Verkleidung der Dame passt auch nicht ins Bild von einem Mädchen, das offenbar niemand vermisst. Fortan setzt Maigret alles daran, der Toten ihre Identität zurückzugeben. Eine Identität, die ein schmales Mädchen von nicht mal 20 Jahren schmerzlich vermissen lässt, das blutüberströmt auf dem Trottoir gefunden wird, in einem viel zu teuren Abendkleid. Seltsam ist das mit der feinen Robe nur, bis Madame Maigret ihren Mann daran erinnert, wie sie selbst einst im geborgten Kleid und geliehenen Schuhen zum Tanzvergnügen schritt, wo sie ihren Mann kennen lernte. Also auf, Monsieur, du bist der Kommissar, finde den Anlass für die Verkleidung… Im Kinosaal ist dieser seit Beginn des Filmes bekannt. Auch scheint nicht wichtig zu sein, das Publikum allzu lange im Kreis der Verdächtigen herumzuführen. Mehr Beachtung schenkt der Film seinen Titelfiguren, Maigret und der jungen Toten, deren vollständige Geschichte 1954 erschien. Altmeister Patrice Leconte gefällt es, große Teile des Romans unverfilmt zu lassen. Offensichtlich füllt der 75-jährige Gérard Depardieu die Leinwand auch ganz gut allein. Sein Name fügt sich perfekt in die Liste seiner vielen Vorgänger Jean Gabin, Jean Richard, Rupert Davis oder Rowan Atkinson (die alle hier gut aufgeräumt sind: maigret.de).
Wer nicht auf die zermürbende Niedergeschlagenheit des Kommissars verzichten mag, sollte Depardieu im Original lauschen, wenn er seine schmalen Kommentare nuschelt, in einer ausgewogenen Mischung aus Unrast und Appetitlosigkeit. Irgendwie ist Depardieu mit den Jahren rausgewachsen aus Manfred Lehmanns deutscher Synchronstimme, hier jedenfalls stört die Bruce-Willis-Aura immens das Bild vom trauernden Kommissar. In einer wunderbaren Szene mit André Wilms (hier in seiner letzten Rolle) bedauern alle drei, Kaplan, Maigret und Depardieu, den Verlust eines Kindes.
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