Road to Guantanamo

Drama, Großbritannien 2006, 95 min

Es ist an der Zeit. Für einen engagierten und mutigen Film über die „Tipton Three“: Drei pakistanische Jungs, zwischen 19 und 21 Jahre alt und nicht besonders religiös, die eigentlich in Tipton bei Birmingham leben, wurden Ende 2001 in Afghanistan festgenommen und den US-Truppen ausgeliefert. Ruhel, Asif und Shafiq beschlossen, noch vor einer geplanten Hochzeit nach Afghanistan zu fahren, um bei einer humanitären Hilfsorganisation zu arbeiten. Mit dem Linienbus kommen sie bis zur Grenze, die ohne Ausweiskontrolle passiert werden kann. Irgendwo werden sie von Soldaten der Nordallianz gefangen gesetzt, mit nummerierten Kapuzen verhüllt, verschleppt und außer Landes gebracht. Nach Kuba, wo auf einem kleinen idyllischen Zipfelchen Karibikstrand das amerikanische Gefangenenlager Guantánamo steht. Wenn man in der folgenden Collage aus originalen Fernsehbildern und nachgestellten Szenen sieht, worin Ruhel, Asif und Shafiq sich zum Teil selbst spielen, wie sie zwei Jahre lang auf Kuba gefangen gehalten, verhört und misshandelt wurden, da kann man nur froh sein, dass wir Deutschen, Gott sei Dank, auf der Seite der Amerikaner stehen und damit auf der richtigen Seite. Auf der Seite Gottes. Hallelujah. Denn, so lange wir nichts Falsches sagen, werden wir nicht als Verräter beschimpft, wie George Clooney etwa, dessen »Good Night and Good Luck« nur zwischen den Zeilen eine Anklage der McCarthy-Ära darstellt. Denn, so lange wir nichts Falsches tun, werden wir nicht in London festgenommen und widerrechtlich verhört, misshandelt und verhöhnt, wie Rizwan Ahmed und Farhad Harun, als sie im Anschluss an die Berlinale (Michael Winterbottoms Film erhielt dort den Silbernen Bären) nach England zurückkehren wollten. Die beiden Schauspieler waren bei den Dreharbeiten für die echten “Tipton Three” eingesprungen. Diese waren zwischenzeitlich vom britischen Verfassungsschutz verhaftet worden. Rizwan Ahmed und Farhad Harun wurden noch auf dem Flughafen festgehalten und verhört. Am schlimmsten sei eine Beamtin gewesen, sagt Ahmed, die wissen wollte, ob er vorhabe, weitere Dokumentarfilme zu machen, insbesondere politische wie den Guantánamo-Film. „Sind Sie Schauspieler geworden“, fragte sie, „um solche Filme zu machen, um den Kampf der Muslime zu unterstützen?“
Es ist an der Zeit. Für ein Kafka Zitat, denn ich bin im Kino gewesen, und habe Wut gehabt.