Majestät brauchen Sonne

Dokumentation, Deutschland/Niederlande 1999, 105 min

In seinem neuen Film unternimmt der viel beachtete Regisseur Peter Schamoni eine interessante Zeitreise in die Vergangenheit. Ein Blick zurück auf die Idee des letzten deutschen Kaisers Wilhelm II. (1859-1941), sich selbst, den Staat und das Reich als Gesamtkunstwerk zu inszenieren. Als meist fotografierter und gefilmter Medienstar zu Beginn des 20. Jahrhunderts brauchten Majestät Sonne für seine spektakulären Auftritte: das sprichwörtliche Kaiserwetter. Nach 30-jähriger Regentschaft wurde er am Ende des 1. Weltkrieges zur Abdankung gezwungen und lebte bis 1941 mit den Requisiten, Bildern und Filmen aus seiner Glanzzeit im Exil in Holland.
König George V. nannte ihn einst „den brillantesten Versager der Weltgeschichte“ - Glückloser Romantiker oder barbarische Gefahr für die Menschheit? Dynastisches Monster oder eitler Pfau? Mit aufwendiger Digitaltechnik regenerierte Peter Schamoni umfangreiches und beeindruckendes Stummfilmmaterial aus den Archiven Europas und zeigt die verführerische Kraft einer
umstrittenen Herrscherfigur. Zeremonien und Staatsakte, Denkmalsenthüllungen und Reisen, aber auch die Privatsphäre, die Pflege von Hobbys und Marotten zeigen in einer unterhaltsamen Dokumentation einen Menschen, der, ohne ihm Schuld an entsetzlichen Ereignissen dieser Zeit abzusprechen, wohl nie viel mehr war, als eine Marionette vieler Hintermänner.
Neben dem Protagonisten ist »Majestät brauchen Sonne« zugleich eine Hommage an die Anfänge der Kinematografie, zu deren Dresden-Premiere das Filmtheater Schauburg am 18. November, um 19.30 Uhr sowohl den Regisseur Peter Schamoni, als auch den an der Kamera beteiligten Dresdner Filmemacher Ernst Hirsch sowie seinen Sohn Konrad Hirsch, der für die Produktionsleitung verantwortlich zeichnete, recht herzlich begrüßt.