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Billie - Legende des Jazz

Dokumentation/Musik, Großbritannien 2020, 98 min

Als sich die Journalistin Linda Lipnick Kuehl am 6. Februar 1978 mit einem Sprung durchs Fenster das Leben nahm, hinterließ sie einen Mordsberg unvollendeter Arbeit. Über 200 Stunden Interviewmaterial auf Tonbändern, sowie ein halbfertiges Buch-Manuskript über das Leben von Jazz-Ikone Billie Holiday. Der Polizeibericht meinte, die ambitionierte Frauenrechtlerin Linda Lipnick Kuehl hätte acht Jahre lang nach Wegbegleite*Innen und Musikerkolleg*nnen recherchiert, sich mit Charles Mingus, Sarah Vaughan, Tony Bennett, John Hammond, Count Basie, sich selbstredend mit Billie Holidays Familie getroffen, hätte Lester Young ausfindig gemacht, der die Sängerin einst adelte und ihr den Zusatz „Lady Day“ verpasste, Lipnick Kuehl wäre selbst zum FBI gelaufen, welches Holiday wegen des Liedes „Strange Fruit“ in einem schmutzigen Privatkrieg mundtot machen wollte für ihr Engagement in der Bürgerrechtsbewegung (»The United States vs. Billie Holiday« erzählt davon). Um es abzukürzen: Linda Lipnick Kuehl hätte auch noch mit dem Anwalt der Sängerin sowie ihrem Gefängnisaufseher gesprochen und schließlich beschlossen, das alles buchstäblich zum Fenster hinaus zu werfen …
Vierzig Jahre später entdeckt der Dokumentarfilmer James Erskine, bei seinem Projekt zu Billie Holiday, dass sowohl das Manuskript als auch die Tonbänder noch existieren und beschließt nach einer aufwendigen Fleißarbeit, einer Sängerin ein Denkmal zu setzen, welches auf dem Sockel einer Journalistin ruht. Heute einen Dokumentarfilm über das Leben von Billie Holiday machen zu wollen, ohne dabei die Arbeit der Journalistin zu würdigen, sei schier unmöglich. James Erskine lässt die Tonbänder technisch sehr filigran aufarbeiten, sucht und sortiert tausende Fotografien, empfindet Lipnick Kuehls Recherche nach mit einer 16-mm-Kamera, und stellt diesen Bildern alles gegenüber, was die Archive an bewegten Bildern von Billie Holiday hergeben. Der Clou gelingt ihm jedoch, als er die brasilianische Autorin und Koloristin Marina Amaral davon überzeugen kann, das komplette Holiday-Material zu kolorieren.
alpa kino