TRAILER

Futur Drei

Drama, Deutschland 2020, 92 min

Regisseur Faraz Shariat erweitert die deutsche Grammatik und bereichert das Kinojahr mit einem sehenswerten und mehrfach preisgekrönten Blick in die Zukunft. Doch zuerst blickt er auf die eigene Vergangenheit, denn seine Geschichte schöpft er direkt aus dem eigenen Erleben; zu Sozialstunden in einer Flüchtlingsunterkunft verdonnert wurde auch er nach einem Ladendiebstahl. Und wie sein Hauptheld Parvis (Benjamin Radjaipour) begegneten ihm hier die Probleme junger Heranwachsender, die ihren Ländern zwar den Rücken gekehrt, aber noch keine Ahnung haben, wie sie ihr persönliches Futur konjugieren sollen. Der hier geborene Deutsch-Iraner gilt unter den Flüchtlingen als Sonderling, eine Rolle, die er ebenfalls aus seinem tagtäglichen Umgang mit 'echten Deutschen' kennt. Anpassung und Integration sind aber nicht dasselbe und heftige Raves oder deftige Dates helfen erstmal nur bedingt, vollwertiges Mitglied einer deutschen Gesellschaft zu werden. Das Spannungsfeld bekommt durch Parvis' Abgrenzungsversuche zu seinen Eltern und durch seine sexuelle Orientierung noch einen größeren Rahmen. Als Parvis die iranischen Geschwister Banafshe (Banafshe Hourmazdi) und Amon (Eidin Jalali) kennen lernt, entspringt dieser Begegnung so etwas wie eine zärtliche Dreisamkeit. Banafshe fühlt sich zu Parvis hingezogen, ihr Bruder Amon teilt dieses Gefühl durchaus… Und das Dreigestirn (alle drei wurden bei den First Steps Awards jeweils mit einem Götz-George-Darstellerpreis ausgezeichnet) sinniert noch einmal ganz neu über Zukunft, Flucht oder Liebe. Und Regisseur Faraz Shariat beleuchtet en passant die fließenden Grenzen bei Sexismus, Rassismus und Diskriminierung.
Alpa Kino