TRAILER

7 Tage Entebbe

Thriller/Drama, USA/Großbritannien 2018, 107 min

José Padilha, brasilianischer Shooting-Star, der mit dem harten Polizeithriller »Tropa de Elite« 2007 die erfolgreichste Kinoproduktion in Brasilien schuf und später u. a. mit der Netflix-Serie »Narcos« international bekannt wurde, wendet sich einer der markantesten Episoden des internationalen Terrorismus zu. Padilha inszeniert einen soliden Thriller über die Geiselnahme der Terroristen und der Befreiung durch ein israelisches Sonderkommando voller Tempo, akribisch und visuell herausragend. Dabei will er aber vermutlich Größeres, das Thema ist dabei nur scheinbar komplex, lediglich die Gegenwart legt die Fallstricke aus. Er versucht Parteinahme und eine reine Heldenerzählung zu vermeiden. Padilha sagt selbst dazu: „In Brasilien beschäftigen wir uns nicht viel mit Israel. Man kriegt mit, was passiert, aber es ist kein großes Thema.“ Bei der Berlinale wurden die kurzen Texttafeln über die Geschichte Israels am Anfang des Films und die Darstellung der Selektion der israelischen Geiseln kritisch angemerkt.
Mit einem Kunstgriff spannt Padilha einen gewaltigen Bogen: Immer wieder schneidet er Tanzszenen mit Choreographien des Israelis Ohad Naharin (letztes Jahr mit der Doku »Mr. Gaga« in unseren Kinos) dazwischen. Tanz als Lösung der Probleme des Nahen Ostens oder einfach nur ein Bild für die humanistische Lösung, wer weiß?
Ansonsten lässt er brav jede Seite ihre Position schildern. Die deutschen Terroristen dürfen ihre Motivation als Linke darlegen, die sich den Arabern im Freiheitskampf verbunden sahen und sich mit Gewalt gegen Israel stellten, angeblich nur, um den Unterdrückten ein würdiges Leben zu verschaffen. Auf israelischer Seite wird nachdenklich über eine Verhandlungsoption diskutiert.
Der Plot orientiert sich an den historischen Ereignissen. Am 27. Juni 1976 entführten die zwei deutschen Terroristen Wilfried Böse (Daniel Brühl) und Brigitte Kuhlmann (Rosamunde Pike) und zwei PLO-Terroristen eine Air France Maschine, die sich auf dem Weg von Israel nach Frankreich befand. Dazu gesellten sich Szenen im Generalstab in Israel, wo der damalige Verteidigungsminister Schimon Peres (Eddie Marsan) eine militärische Befreiung als einzige Lösung der Krise betrachtet, während Premierminister Yitzhak Rabin (Lior Ashkenazi) auch Verhandlungen in Betracht zieht. Der geforderte Austausch, die Selektion jüdischer Passagiere durch Deutsche 31 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges und drohende Bilder der Erschießung der Geiseln lassen den Israelis nicht viele Möglichkeiten…
Bereits vier Spielfilme und zahlreiche Dokumentationen erzählten von der Entführung eines Passagierflugzeuges der Air France im Juni 1976 und von der anschließenden Befreiungsaktion „Operation Entebbe“ auf dem Flughafen von Entebbe in Uganda. Israelische Elitesoldaten befreiten innerhalb von nur 90 Minuten 102 Geiseln. Es kamen alle sieben anwesenden Geiselnehmer, drei der zuletzt noch 105 Geiseln, etwa 20 ugandische Soldaten sowie ein Offizier der israelischen Einsatzkräfte ums Leben. Die Geschehnisse sorgten für Begeisterung bei vielen Deutschen und später auch zu einer breiteren Debatte über das Verhältnis der Linken zu Antizionismus, Antisemitismus und den linksgerichteten Terrororganisationen. Weniger bekannt ist auch die Tatsache, dass eine Geisel und der israelische Offizier von ugandischen Offiziellen im Auftrag von Idi Amin, der als Unterstützer in die Entführung einbezogen war, erschossen und dass hunderte Kenianer im Anschluss in Uganda umgebracht wurden.
ak