TRAILER

Western

Drama, Deutschland/Österreich/Bulgarien 2017, 121 min

Moment mal, was machen denn bitte deutsche Bauarbeiter im Wilden Westen? Geschickt spielt die deutsche Regisseurin Valeska Grisebach in ihrem dritten Spielfilm »Western« (nach »Mein Stern« und »Sehnsucht«) mit Klischees und Bildern. So erscheint der Film in vielerlei Hinsicht mit seinen Landschaften, ‘Ureinwohnern’ und Pferden wie ein klassischer Western, spielt aber an der griechisch-bulgarischen Grenze. Dort stößt der ehemalige Soldat Meinhard (Meinhard Neumann) zu einer Gruppe deutscher Arbeiter, die hier ein Wasserkraftwerk bauen. Doch die Arbeiten gehen nur zögerlich voran, und auch zu den Einheimischen hat die Truppe wenig Kontakt, da sie lieber unter sich bleibt und als ein Zeichen dessen sogar ihr eigenes Camp mit der deutschen Fahne ausschmückt. Nur Meinhard trotzt allen Sprachbarrieren und knüpft Kontakte zu den Bewohnern. Doch Misstrauen und Vorurteile sowie ein gewisser Konkurrenzkampf machen die Arbeit und das Leben in dieser Gegend schwer. Der Spielfilm, welcher seine Weltpremiere in Cannes feierte, lebt von seiner ungeschönten Authentizität. Anfänglich vermutet der Zuschauer noch, einem Dokumentarfilm beizuwohnen, da die Arbeiter frei nach Schnauze reden und wenig geskriptet zu sein scheinen. Das liegt auch bei diesem dritten Spielfilm wieder daran, dass die Regisseurin Grisebach nur Laien engagiert hat, die sich auf ungestellte Weise natürlich verhalten. Zudem schubst sie die Handlung nicht in eine vorgegebene Richtung, so dass man keine Klischees zu sehen bekommt. Geschweige denn folgt der Film den typischen Wegen des Western-Genres. Entstanden ist so eine einzigartige Mischung aus Spielfilm und Dokumentation, Realität und Fiktion, Bauarbeiterdrama, Western und Völkerverständigung. Diese Perle sollte man sich nicht entgehen lassen, vor allem, wenn man Freund ungewöhnlicher Film-Arrangements und realitätsnaher Unterhaltung mit einem besonderen Reiz ist.
Doreen