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Get Out

Horror/Mystery, USA 2017, 104 min

Anstandsbesuch bei den Schwiegereltern. Immer eine heikle Sache. Die ersten 5 Minuten entscheiden, ob du der neue Liebling des Hauses wirst, oder ob bis zur Abreise stechende, verachtende Blicke in deinen Nacken pieken. So erzählt man. Nicht, dass ich es selbst einmal so erlebt hätte.
Der junge Chris Washington (Daniel Kaluuya) nun hat da scheinbar mehr Glück, als er mit seiner Freundin Rose (Allison Williams) auf's idylische Land fährt. Mutter Missy Armitage (Catherine Keener) und Vater Dean (Bradley Whitford) sind überschäumend vor Begeisterung über den sportlich-adretten jungen Mann und auch Jeremy (Caleb Landry Jones), der Bruder von Rose, ist sofort in Kumpellaune. Und alle sind so freundlich, offenherzig und vorurteilsfrei. Ach ja, Chris ist nämlich schwarz und seine Freundin weiß. Genau wie alle anderen im ländlichen Traumhaus mit weitläufigem Garten. Nur das Personal ist ebenfalls afro-amerikanisch. Und zudem irgendwie seltsam. Regisseur Jordan Peele ist ebenfalls schwarz und lebt in einer Beziehung mit einer Weißen. Diese Anmerkung mag sich sehr verquer lesen, aber in einem Land, wo es noch bis in die 60er Jahre Rassentrennung gab und der Filmkuss zwischen Spok und Ohura auf der Enterprise für allgemeinen Volkszorn sorgte, ist so eine Verbindung auch heute nicht „normal”.
In den USA erhielt der Film auch deshalb viel Kritikerlob, was für einen Horrorfilm nicht gewöhnlich ist. Doch »Get Out« ist weit mehr. Sowohl Thriller als auch Komödie, den Peele reitet genüsslich auf den Klischees der weißen Kleinstädter herum und lässt den Zuschauer deren „normale” Merkwürdigkeiten aus den Augen eines schwarzen jungen Mannes erleben. Und was er da zu sehen bekommt, ist nicht gut und wird auch nicht besser. Mutter Missy drängt Chris zur Hypnose, angeblich, um sein Rauchen zu behandeln. Vater Dean entwickelt eine unheimliche Vorliebe für chirurgische Instrumente und seine liebliche Freundin Rose erscheint mit einem mal auch nicht mehr so verliebt. „Get out - Hau ab!”, bekommt Chris auf einer anfänglichen Teeparty vom einzig anwesenden „Bruder” zugerufen, als dieser einen klaren Moment findet, aber da ist es eigentlich schon zu spät.
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