Regeln spielen keine Rolle

Bis zu diesem Oscarmoment dachte ich, Warren Beatty wäre in Rente, doch nun meldet er sich mit »Regeln spielen keine Rolle« in Personalunion als Hauptdarsteller, Produzent, Drehbuchautor und Regisseur auf der Großbildleinwand zurück. Der Trailer suggeriert fälschlicherweise eine Mischung aus »La La Land« und »Aviator«: Das betörend kolorierte Hollywood des Jahres 1958 heißt die junge Provinz-Schönheitskönigin und fromme Baptistin Marla Mabrey (eine bezaubernde Lily Collins) mit offenen Armen willkommen, nachdem die Nachwuchsschauspielerin vom exzentrischen und berüchtigten Milliardär Howard Hughes (Beatty) unter Vertrag genommen wurde. Ihr Fahrer Frank Forbes (Alden Ehrenreich), ein religiöser und kurz vor der Heirat stehender Methodist, holt Marla vom Flughafen ab. Prompt deutet sich eine verworrene Romanze an, die nicht nur die religiösen Ansichten beider Protagonisten durcheinander bringt, sondern auch Hughes erste Regel verletzt: Angestellte dürfen keine Beziehungen zu seinen Vertragsschauspielerinnen eingehen. Doch hier stoppen auch die Ähnlichkeiten mit anderen Filmen, denn was Beattys Film einzigartig macht, sind seine ausgefallenen Charaktere. Allen voran der exzentrische, wahnsinnige Hughes, der alle um sich herum bald ähnlich am Rad drehen lässt. Ein köstliches Vergnügen, gespickt mit Tonnen von Eiscreme, unerwarteten Wendungen und Auftritten von Hollywood-Größen wie Annett Benning, Martin Sheen, Alec Baldwin, Matthew Broderick oder Ed Harris. Nicht immer einfach, aber definitiv sehenswert - eben mehr Ga Ga Land, als »La La Land«!
Viktoria Franke