Tapas

Drama, Spanien 2005, 93 min

Wenn Liebe durch den Magen geht, dann muss das Leben durchs Kino rauschen. Damit man sich zufrieden und gesättigt zurücklehnen darf. Und mit Wonne erinnert sich der cineastische Feinschmecker an durchzechte Kinosesselnächte, denn nur wo richtig scharf gekocht wird, isst man auch mit Herz und Seele dabei. Da wirft der Koch mit dem Messer oder versteckt die Liebenden im Kühlhaus. Hmmm. Und dann „Tapas“…, also wem da nicht das Wasser im Munde zusammenläuft, dem seien hier noch ein paar Zutaten verraten. An einer Straßenkreuzung irgendwo in einem Vorort von Barcelona führt Lolo mit straffer Machismo-Hand sein übersichtliches Restaurant. Auf den ersten Blick scheint es kaum größer zu sein als ein berühmter Tabakladen in Brooklyn, während Lolos Leibesfülle indes zu der Annahme verführt, dass ihn seine Frau mit Liebe gemästet hätte. Aber weit gefehlt, denn Rosalia ist auf und davon. Hat ihn sitzen lassen mit seinen Machosprüchen und der ewigen Nörgelei. Fieberhaft sucht er nach Ersatz für die Küche und für Rosalia. Denn weitaus schlimmer noch, als es einen Restaurantbetreiber anmutet, ohne einen Koch dazustehen, mag der Spott für einen Spanier klingen, dem die Frau weggelaufen ist. Lolo stellt also einen chinesischen Immigranten namens Mao in die Küche und schärft ihm ein, diese niemals zu verlassen, jedes Gericht mit Olivenöl statt mit Soja zu brutzeln und gefälligst vernehmlich zu antworten, wenn er lauthals den Namen Rosalia nach hinten ruft. In der Zwischenzeit füllen César und sein Kumpel Opo die Regale im Supermarkt und leeren die Gläser in Lolos Bar, dabei unentwegt die weibliche Mitbevölkerung musternd. Man wird das Gefühl nicht los, dass den beiden Teenagern ausnahmslos verklemmte Mädchen, sexbessene Hausfrauen und gelangweilte Touristinnen begegnen, die allesamt nur eines im Schilde führen; nämlich César und Opo unglaublich wild vernaschen zu wollen. Von solchen Tagträumen geheilt, wirkt die rüstige Rentnerin Conchi ihrem Alter entsprechend recht abgeklärt. Man trifft Conchi regelmäßig in Lolos Tapas-Laden, denn sie ist ständig auf Achse, um Speed an den Mann zu bringen. Vom Erlös kauft sie ihrem todkranken Mann wiederum schmerzstillende Drogen, die er sich von seiner knappen Rente schwerlich leisten kann. Lieber Tapas auf’m Teller, als die Taube auf’m Dach. So denkt auch die geschiedene Verkäuferin Raquel von gegenüber und bestellt sich noch mal Nachschlag. Denn was nützt der beste Sex-Chat im Internet, wenn bei ihr das Chili unterm Deckel brodelt?