Eden

Drama, Frankreich 2014, 131 min

Eine der größten Hürden für Independentfilmproduktionen sind die horrenden Preise für die Musikrechte. Mia Hansen-Løve lag viel daran, in ihrem neuen Film nur Originaltracks zu verwenden, schließlich geht es hierin um die Geschichte des sog. French House, jener Elektromusik der 90er, die mit Daft Punks Album „Homework“ einen ersten Höhepunkt erreichte. Nur weil das Daft-Punk-Duo sich jetzt bereit erklärte, auf größere Summen zu verzichten, und andere DJs es ihm gleichtaten, wurde der Film überhaupt möglich. Dessen Handlung umfasst in etwa 20 Jahre, in welchen der junge DJ Paul in der Club-Szene aufsteigt und sich die französische Housemusik ihren Weg auf Parties der ganzen Welt bahnt. Am Ende, das darf man verraten, hat es Paul zu nicht so viel gebracht - doch geht es in dem Film ja auch in erster Linie um die Musik; die distanzierte Erzählweise und die elliptischen Sprünge der Handlung vermitteln dabei sehr gut die kühle und gleichzeitig unglaublich tanzbare Stimmung der neuartigen Klänge jener Zeit.
Bei aller Melancholie zeugen Hansen-Løves Filme auch von einer großen Liebe zum Leben, und genau wie seine Vorgänger ist ihr neuer Film durch und durch französisch. »Der Vater meiner Kinder« von 2009 erzählt vom Durchhaltevermögen einer plötzlich alleingelassenen Mutter zweier Kinder und »Eine Jugendliebe« von 2011 sehr universell vom Scheitern der Liebe. Das autobiographische Drehbuch ihres neuen Films stammt von ihrem älteren Bruder Sven, der in Paris in den 90ern tatsächlich ein recht bekannter DJ war. Ob seine Schwester ihm oft beim Auflegen zugeschaut hat, weiß man nicht, wahrscheinlich war sie aber zu sehr damit beschäftigt, ins Kino zu gehen - anders ist die große Reife ihrer vier Filme, die sie mit gerade mal 34 Jahren bereits vorzuweisen hat, nicht zu erklären.
Felix