Birdman oder (Die unverhoffte Macht der Ahnungslosigkeit)

Komödie/Drama, USA 2014, 120 min

Mit diesem Werk einen der jährlich in New York verliehenen Gotham Independent Film Awards zu gewinnen, war kinderleicht. Und gelang gleich zweifach. Alejandro G. Iñárritus Name steht noch immer für einen Besten Film und ein Michael Keaton schon längst für einen Besten Darsteller. Mehr noch; es scheint, als sei der Gotham Award 1991 einzig für diesen Streifen erfunden worden zu sein. Die Handlung dreht sich um einen, sagen wir ruhig, gealterten Darsteller, der von seinem verstaubten Ruhm als ehemaliger geflügelter Action-Leinwand-Held solchermaßen zu Boden gedrückt wird, dass ihn die Bewerkstelligung ein simplen Theaterstückes am Broadway in eine Sinnkrise führt. Zugegeben, Riggan Thomsons (Keaton) Ansprüche sind nicht gerade klein. Zählbaren Erfolg als Regisseur, ein bejubeltes Comeback als Darsteller und obendrein so etwas wie echtes Ansehen für sich als Mensch verbuchen zu wollen, klingt nach einer langen Broadway-Belagerung mit ordentlich Kugelhagel. Riggans Tochter (Emma Stone als seine Assistentin) pflegt dabei die Verwundeten (ein glücklicher Bühnenunfall) oder richtet die Geschütze auf neue Ziele aus. Sein Produzent (Zach Galifianakis) redet ihm einen neuen Hauptdarsteller (Edward Norton) ein, wie er arroganter aber verkaufsfördernder nicht sein könnte und während eklige Zeitungsschreiberinnen oder zärtliche Liebschaften seine Wege kreuzen. Und auf Schritt und Tritt verfolgt ihn sein früheres Hollywood-Leben in Gestalt eines Helden-Geflügels… Wer bei all dem an Michael Keatons Bruce Wayne in »Batman« oder an Roy Scheiders Joe Gideon in »All That Jazz« denken wird, darf durchaus seinen Spaß haben. Wer sich fragt, warum Keaton sich so viele Jahre bedeckt hielt und warum er nun nackt über den Times Square stürmt, wird mit einer „reifen Leistung“ belohnt. Und wer Iñárritus verspielten Hang zu flatterhafter Metaphorik mag, wird all die zauberhaften Einfälle rund ums Action-Film-Genre lieben, wie auch die Arbeit des Kameramannes sowie die des Schlagzeugers.
alpa kino