Das blaue Zimmer

Drama, Frankreich 2014, 76 min

Die flirrende Hitze des Augustnachmittags dringt nicht bis in das Hotelzimmer, in dem sich soeben ein Paar vergnügt hat. Ob er sie liebe, will die Frau wissen, die sich nackt auf dem Doppelbett rekelt.
„Sicher“, antwortet der Mann, der am Fenster steht, die Jalousie beiseite schiebt und neugierig das Geschehen auf dem Vorplatz beobachtet. Leichtfertig spricht er es aus, das Wort, das einige Monate später an ihm hängen wird wie ein Bleigewicht.
Julien Gahyde, Landmaschinenvertreter, glücklich verheiratet, Vater einer achtjährigen Tochter, soll in ein Verbrechen verwickelt sein. In geradezu peinigender Weise zwingt ihn der Untersuchungsrichter sich an jedes Detail des Stelldicheins zu erinnern, an Worte die gesagt wurden, an das Blut auf dem Handtuch, seine geschwollene Lippe, ja sogar die Fliege, die über Esthers Bauch krabbelte, muss sich Julien in Erinnerung rufen. Aber so sehr sich der Angeklagte auch bemüht, so ganz kapiert er nicht, was sich seit dem achten Treffen mit der Geliebten ereignet hat.
Regisseur Mathieu Amalric folgte bei seiner zeitgemäßen Adaption der raffinierten Konstruktion des 1963 entstandenen gleichnamigen Romans Georges Simenons.
Dirk Hennings