Nächster Halt: Fruitvale Station

Drama, USA 2013, 85 min

Am Neujahrsmorgen 2009 wurde der zweiundzwanzigjährige Afroamerikaner Oscar Grant an der Fruitvale Station in Oakland grundlos von einem Sicherheitsbeamten des Nahverkehrs erschossen. Die Bilder des Vorgangs, die irgendjemand mit seinem Handy aufgenommen hatte, kursierten bald darauf im Netz und führten zu landesweiten Protesten und Ausschreitungen. Um ihn als jemanden darzustellen, den man nicht bloß aus den Medien kennt, nahm sich Regiedebütant Ryan Coogler bereits als Filmstudent vor, den letzten Tag in Oscars Leben zu verfilmen. So wird er als sympathischer, aber nicht sorgenfreier Mensch vorgestellt, als jemand, der den Silvesterabend plant und dabei Zeit mit seiner Mutter, Freundin und Tochter verbringt. Das alles jedoch keinesfalls pathetisch, sondern wie aus dem Leben geschnitten, immer unterbrochen von Alltäglichem - Autofahren, Telefonieren, Tanken. Auf dem Rückweg vom Feuerwerk gerät Oscar in der U-Bahn in eine Schlägerei, die Sicherheitsbeamten kommen dazu und das Ende ist bekannt.
Allein das Wissen um den Ausgang der Geschichte gibt den Kleinigkeiten des Films Gewicht und lässt den Zuschauer beklommen an Oscars Leben teilnehmen. Um so mehr, als der Regisseur sich dafür entschieden hat, den Film mit den tatsächlichen Bilder aus jener Nacht beginnen zu lassen: Unscharf und verwackelt sieht man ein paar Cops von hinten, die sich bemühen, die Aufgebrachten unter Kontrolle zu halten. Einer der Festgehaltenen versucht aufzustehen, wird aber in die Knie gezwungen und mit dem Gesicht zu Boden gedrückt. „That's fucked up!“, hört man jemanden rufen. Dann kniet sich einer der Ordnungshüter auf seine Beine, ein anderer beugt sich über ihn und es fällt ein Schuss. Wenn man diese Szene am Ende des Films wieder sieht, diesmal nachgestellt, kann man es erst recht nicht fassen.
Felix